Krankenhaus Finanzreport Niedersachsen: Klinikum Region Hannover

2018 -2023 / Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik

  1. Das Klinikum
  2. Trägerstruktur und Datenbasis
  3. Strategische Ausrichtung
  4. Betten
  5. Entwicklung der Fallzahlen
  6. Entwicklung des Case-Mix-Indexes
  7. Entwicklung des Gesamtumsatzes
  8. Entwicklung des Gesamtaufwands
  9. Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
  10. Entwicklung der Rentabilitäten
  11. Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals
  12. Entwicklung der Liquidität
  13. Ausblick
  14. Quellen
  15. Verfasser
  16. Disclaimer

Das Klinikum

Das Klinikum Region Hannover (KRH) ist ein kommunaler Klinikverbund, der aus sieben Akutkrankenhäuser und zwei psychiatrische Einrichtungen besteht:

  • KRH Klinikum Nordstadt
  • KRH Klinikum Siloah
  • KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge
  • KRH Klinikum Robert-Koch Gehrden
  • KRH Klinikum Großburgwedel
  • KRK Klinikum Lehrte
  • KRH Klinikum Agnes-Karll Laatzen
  • KRH Psychiatrie Langenhagen
  • KRH Psychiatrie Wunstorf

Trägerstruktur und Datenbasis

Rechtlicher Träger des Klinikums Region Hannover ist die Klinikum Region Hannover GmbH. Diese Gesellschaft befindet sich mehrheitlich im Besitz der Region Hannover, einem kommunalen Zweckverband, der aus dem ehemaligen Landkreis Hannover und der Stadt Hannover hervorgegangen ist.

Die unter dem Dach des KRH zusammengeschlossenen Kliniken sind zwar als Plankrankenhäuser im Krankenhausplan des Landes Niedersachsen aufgeführt, verfügen jedoch – mit Ausnahme der KRH Psychiatrie in Wunstorf – über keine eigene Rechtspersönlichkeit. Rechtlicher Träger dieser Krankenhäuser ist die Klinikum Region Hannover GmbH. Für diese Gesellschaft sind die Jahresabschlüsse und Lageberichte für den Zeitraum von 2018 bis 2023 im elektronischen Unternehmensregister veröffentlicht. Entsprechend liegen keine öffentlich zugänglichen Informationen zur Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der einzelnen KRH-Kliniken vor.

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Strategische Ausrichtung

Seit seiner Gründung steht das KRH vor der Herausforderung, die Kliniken des ehemaligen Landkreises Hannover und der Stadt Hannover in ein qualitätsgesichertes und zugleich kostenoptimiertes Versorgungskonzept zu integrieren. Mit der geplanten Medizinstrategie 2030 sollen diese Zielsetzungen durch eine stärkere Fokussierung der Leistungsangebote auf ausgewählte Klinikstandorte umgesetzt werden. So sollen die Kliniken Siloah und Nordstadt bis 2030 am Standort Siloah als Maximalversorger zusammengeführt werden. Zudem soll das KRH Klinikum Gehrden als Schwerpunktversorger weiter ausgebaut werden. Der Standort KRH Klinikum Laatzen wird zur Klinik für intersektorale Versorgung ausgebaut – mit ambulanten und nachstationären Angeboten

Betten

Das KRH verfügte in den letzten sechs Jahren in seinen Kliniken durchschnittlich über 2.892 vollstationäre Betten. Das KRH ist gemessen an Bettenzahl der größte kommunale Krankenhausträger in Niedersachsen.

Entwicklung der Fallzahlen

Auch bezüglich der Fallzahlen ist das KRH der größte kommunale Krankenhausträger in Niedersachsen. In den Vor-Corona-Jahren wurden in den Kliniken des KRH im Durchschnitt 115.251 Patientinnen und Patienten stationär behandelt.

Im Corona-Jahr 2020 ging die Fallzahl deutlich um rund 16 Prozent zurück. 2021 verlangsamte sich dieser Rückgang etwas. In den Jahren 2022 und 2023 zeigte sich eine leichte Erholung, da die Fallzahlen um etwa 3 Prozent bzw. 1 Prozent zunahmen. Die bislang höchste Zahl stationärer Aufnahmen – 117.620 Patienten im Jahr 2018 – wurde jedoch nicht wieder erreicht.

Entwicklung des Case-Mix-Indexes

Der Case-Mix-Index (CMI) ist in den Vor-Corona-Jahren leicht von 1,043 im Jahr 2018 auf 1,055 in 2019 gestiegen. Im Jahr 2020 erfolgt eine Umstellung der DRG auf die a-DRG. Die Reduktion des CMI um rund 16% auf 0,876 lässt sich einerseits hierdurch begründen. Andererseits ist die Ursache im pandemie-bedingten Patientenrückgang zu suchen. Im Jahr 2021 lässt sich ein leichter Rückgang des CMI auf 0,875 feststellen. Das Jahr 2022 brachte keine Veränderung des CMI mit sich. Im Jahr 2023 betrug der CMI 0,869.

Entwicklung des Gesamtumsatzes

Der Gesamtumsatz des KRH setzt sich größtenteils aus den Erlösen für Krankenhausleistungen auf Basis von DRG-Fallpauschalen zusammen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen des Krankenhauses sowie die Erlöse aus den Wahlleistungen und das Nutzungsentgelt der Ärzte haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Der Gesamtumsatz des KRH stieg von 526 Mio. € im Jahr 2018 um rund 30 Prozent auf 685 Mio. € im Jahr 2023. Bemerkenswert ist, dass sich der pandemiebedingte Rückgang der Fallzahlen sich nicht in der Umsatzentwicklung widerspiegelte. Dies ist vor allem auf staatliche Zuschüsse zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen. Zudem wurde der Landesbasisfallwert im Berichtszeitraum mehrfach angehoben. Ebenso sind die gestiegenen Patientenzahlen zu beachten.

Entwicklung des Gesamtaufwands

Der Gesamtaufwand des KRH ist von 580 Mio. € im Jahr 2018 um rund 27 Prozent auf 733 Mio. € im Jahr 2022 gestiegen. Im Jahr 2023 ist der Gesamtaufwand im Vergleich zum Vorjahr leicht um 4 Prozent gesunken.

Der Personalaufwand stellt einen der wesentlichen Kostenfaktoren dar. Bedingt durch den Anstieg der Beschäftigtenzahl und durch höhere Tarif-Entgelte ist der Personalaufwand von 347 Mio. € im Jahr 2018 um rund 19 Prozent auf 414 Mio. € im Jahr 2023 angewachsen.

Ein maßgeblicher Treiber des Anstiegs des Gesamtaufwands war auch der Materialaufwand, der in dem Zeitraum von 2018 bis 2023 um 26 Prozent zugenommen hat. Wesentliche Ursachen hierfür sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie die Folgen des Ukraine-Krieges, die den Materialeinsatz trotz eingeleiteter Optimierungsmaßmnahmen erhöht haben.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses

Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der von dem KRH erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenüberstellt.

Im Jahr 2018 wurde ein Jahresüberschuss von 3 Mio. € erzielt. In den Folgejahren verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation jedoch deutlich. Zwischen 2019 und 2021 verringerte sich der Jahresüberschuss um mehr als 30 Mio. €. Erst im Geschäftsjahr 2022 zeigte sich eine spürbare Erholung. Mit einem Jahresüberschuss von rund 16 Mio. € wurde im Jahr 2023 das beste Ergebnis des gesamten Berichtszeitraums erreicht.

Einer der zentralen Einflussfaktoren dieser Entwicklung war das Betriebsergebnis. Nach einem positiven Ergebnis im Jahr 2018 gelang es dem KRH in den Folgejahren nicht, den deutlichen Kostenanstieg wirksam zu begrenzen, sodass in erheblichem Umfang operative Verluste verzeichnet wurden. Ab dem Jahr 2022 ist jedoch eine klare Trendwende erkennbar. Diese Verbesserung lässt sich einerseits auf Einmal- und Sondereffekte – wie beispielsweise die Auflösung von Rückstellungen – zurückführen. Andererseits trug die strategische Neuausrichtung des Klinikums mit einer gesteigerten Kosteneffizienz maßgeblich zur positiven Ergebnisentwicklung bei.

Entwicklung der Rentabilitäten

Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses spiegelt sich zunächst in der betrieblichen Umsatzrendite wider. Diese Kennzahl setzt das Betriebsergebnis ins Verhältnis zum Umsatz und dient somit als Indikator für die betriebswirtschaftliche Effizienz.

Wie auch das Betriebsergebnis ging die betriebliche Umsatzrendite ab dem Jahr 2019 deutlich zurück. Erst im Jahr 2022 konnte eine spürbare Verbesserung verzeichnet werden. Mit 4,48 % wurde in diesem Jahr der höchste Wert im Betrachtungszeitraum erreicht. Im Jahr 2023 erzielte das Klinikum mit einer Umsatzrendite von 2,48 % ein insgesamt zufriedenstellendes Ergebnis.

Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in Verhältnis zum Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals.

Während im Jahr 2018 noch eine angemessen hohe Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals erzielt wurde, kam es ab dem Geschäftsjahr 2019 zu einem deutlichen Rückgang der Rentabilität. Diese Entwicklung spiegelt die erhebliche Verschlechterung der Ertragslage wider, die vor allem auf stark gestiegene Material- und Personalkosten zurückzuführen ist. Im Jahr 2022 erreichte die Eigenkapitalrentabilität mit 11,39 % den Höchstwert innerhalb des Berichtszeitraums. Auch im Jahr 2023 wurde mit 5,98 % eine weiterhin zufriedenstellende Verzinsung erzielt.

Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals

Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote setzt das wirtschaftliche Eigenkapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme.

Trotz der in den Vorjahren verzeichneten Verluste konnte die wirtschaftliche Eigenkapitalquote von 29 Prozent im Jahr 2018 auf 37 Prozent im Jahr 2023 gesteigert werden. Diese positive Entwicklung ist im Wesentlichen auf eine Kapitalzuführung durch die Region Hannover im Jahr 2020 zurückzuführen.

Entwicklung der Liquidität

Die Zahlungsfähigkeit soll anhand der Liquidität 3. Grades beurteilt werden. Diese Kennzahl zeigt, inwieweit ein Krankenhaus seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit dem gesamten Umlaufvermögen decken kann. Grundsätzlich sollte die Liquidität 3. Grades einen Wert von mindestens 100 % erreichen, um eine ausreichende Zahlungsfähigkeit sicherzustellen.

Die Liquidität 3. Grades hat sich im Zeitraum von 2018 bis 2021 deutlich verringert und ist insgesamt um 107 Prozentpunkte gesunken. Ab dem Jahr 2022 verbesserte sich die Liquiditätslage im Vergleich zu den Vorjahren wieder spürbar. In allen betrachteten Jahren lag die Liquiditätsausstattung jedoch deutlich über den geltenden Mindestanforderungen.

Ausblick

Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite- und Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Wird die zukünftige Entwicklung des KRH betrachtet, so lässt sich feststellen, dass diese nur eingeschränkt positiv ist. Der aktuelle Insolvenzausfallwert liegt mit 2,65 im gelben Bereich. Aufgrund des ausreichend hohen Eigenkapitals, der hinreichenden Liquiditätsreserven und erheblicher öffentlicher Zuschüsse konnten die Auswirkungen der defizitären Ertragslage bislang kompensiert werden. Seit dem Jahr 2022 ist zudem eine deutliche Verbesserung der finanziellen Gesamtlage eingetreten.

Die Region Hannover stellt einen wichtigen Garant für die Existenz des Klinikums dar. Dennoch sollte das Klinikum die bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Kostenoptimierung intensivieren, um ein Abrutschen in den roten Bereich zu vermeiden. Die zukünftige Entwicklung des KRH wird außerdem maßgeblich davon abhängen, wie erfolgreich die Medizinstrategie 2030 umgesetzt werden kann.

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Quellen

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2024): Planbettenübersicht 2024.

Klinikum Region Hannover GmbH (2018): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2018.

Klinikum Region Hannover GmbH (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.

Klinikum Region Hannover GmbH (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.

Klinikum Region Hannover GmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.

Klinikum Region Hannover GmbH (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.

Klinikum Region Hannover GmbH (2023): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2023 bis zum 31.12. 2023.

Verfasser

Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik

Alle Rechte beim Verfasser

Letzte Aktualisierung 17.11. 2025

Disclaimer

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