Krankenhaus Finanzreport Niedersachsen – Einbecker BürgerSpital

Zeitraum 2019-2021 / Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik

  1. Das Krankenhaus
  2. Strategische Ausrichtung
  3. Betten
  4. Datenbasis
  5. Fallzahlen und CMI
  6. Entwicklung des Gesamtunsatzes
  7. Entwicklung des Gesamtaufwands
  8. Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
  9. Entwicklung der Umsatzrendite
  10. Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals
  11. Entwicklung der Liquidität
  12. Ausblick
  13. Quellen
  14. Verfasser
  15. Disclaimer

Das Krankenhaus

Das Einbecker BürgerSpital ist ein Krankenhaus der Grund- und Regel-versorgung. Es wird von der Einbecker BürgerSpital GmbH betrieben und befindet sich in privater Trägerschaft.

Das Einbecker BürgerSpital blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Das Krankenhaus wurde 2012 von einer Initiative Einbecker Bürger aus dem insolventen Friedrich-Sertürner-Krankenhaus heraus gegründet. Nach einer Phase wirtschaftlicher Erholung folgten mehrere Insolvenzverfahren. Seit 2019 befindet sich das Einbecker BürgerSpital mehrheitlich im Besitz der RadioOnkologie Netzwerk AcquiCo GmbH, einem Betreiber von Einrichtungen für ambulante Strahlentherapie. Diese wiederum ist in die Ergéa Group Deutschland GmbH eingegliedert.

Strategische Ausrichtung

Das Einbecker BürgerSpital ist seit 2019 Tochtergesellschaft eines strahlentherapeutischen Verbundes, der den Aufbau eines bundesweit agierenden Praxis-Netzwerks vorantreibt. Die zentrale Zielsetzung des Einbecker Bürgerspitals besteht daher nicht nur in der Sicherstellung des Versorgungsauftrags. Die Gesellschaft fungiert zudem als gesell-schaftsrechtliche Plattform für den Zukauf von medizinischen Versorgungszentren.

Betten

Das Krankenhaus verfügte im Mittel über 103 Betten. Es ist eines der kleinsten Häuser in der Versorgungsregion.

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Datenbasis

Bedingt durch die lange Insolvenzphase liegen von der Einbecker BürgerSpital GmbH erst seit 2019 wieder auswertbare Jahresabschlüsse vor. Da es sich bei der Einbecker BürgerSpital GmbH um eine mittelgroße Kapitalgesellschaft handelt, ist die Datenbasis nicht sehr umfangreich. Zudem hat die Einbecker BürgerSpital GmbH seit 2022 von der Befreiung gemäß § 264 Abs. 3 HGB Gebrauch gemacht.

Fallzahlen und CMI

Das Einbecker BürgerSpital macht in seinen Jahresabschlüssen keine Angaben zu den stationären Behandlungsfällen und zum Case-Mix-Index. Aus der Analyse der Qualitätsberichte des Krankenhauses ergibt sich jedoch eine durchschnittliche Fallzahl von 3.700 Patienten.

Entwicklung des Gesamtunsatzes

Der Gesamtumsatz des Einbecker BürgerSpitals setzt sich im Wesentlichen aus den Erlösen aus Krankenhausleistungen zusammen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen sowie die Erlöse aus den Wahlleistungen und das Nutzungsentgelt der Ärzte haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Vor der Corona-Pandemie hat das Einbecker BürgerSpital in 2019 einen Gesamtumsatz von 20,1 Mio. € realisiert. Während der Pandemie ist der Gesamtumsatz in 2020 um 1,3 Mio. € auf 21,4 Mio. € angestiegen. Auch für das Jahr 2021 lässt eine Umsatzsteigerung in ähnlicher Höhe feststellen. Wie bereits oben erwähnt wird das Umsatzwachstum im Wesentlichen durch die Erlöse aus Krankenhausleistungen getragen. Diese wiederum wurden stark durch die staatlichen Zuschüsse zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie sowie durch einen gestiegenen Landesbasisfallwert beeinflusst.

Entwicklung des Gesamtaufwands

Der Gesamtaufwand des Einbecker BürgerSpitals ist von 23,5 Mio. € in 2019 um 35,5 % auf 31,9 Mio. € in 2021 gestiegen.

Der Gesamtaufwand des Einbecker BürgerSpitals wird im Wesentlichen durch den Personalaufwand dominiert, gefolgt vom Materialaufwand und den sonstigen betrieblichen Aufwendungen. Zinsen und Abschreibungen und Steuern haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Der Personalaufwand ist in dem Berichtszeitraum von rund 13,2 Mio. € in 2019 um 16,36% auf 15,36 Mio. € in 2022 gestiegen.

Es ist davon auszugehen, dass auch beim Einbecker BürgerSpital der Fach-kräftemangel bei Ärzten und Pflegekräften die Personalkosten wesentlich beeinflusst hat. Zudem sind pandemiebedingte Sonderzahlungen und die tariflich bedingte Entgeltsteigerungen zu berücksichtigen.

Der Materialaufwand ist entgegen der allgemeinen Trendentwicklung in dem Berichtszeitraum um 16,36% gesunken.

Der Rückgang lässt durch die pandemiebedingte Reduktion der Betten-belegung begründen.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses

Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird das von dem Einbecker BürgerSpital erwirtschaftete Gesamtergebnis (bestehend aus Gesamtumsatz, Bestandsveränderungen, sonstigen Erträgen, Fördermittelerträgen etc.) dem Gesamtaufwand gegenübergestellt. Bei der Einbecker BürgerSpital GmbH ist zu berücksichtigen, dass die Gesellschaft innerhalb eines Konzerns als Plattform für den Kauf von Arztpraxen dient. Das Ergebnis wird daher durch Gewinnabführungsverträge und Verlustübernahmen beeinflusst.

Dieser Tatbestand wird insbesondere dadurch deutlich, dass für 2019 und 2020 noch Jahresüberschüsse zu verzeichnen waren und in 2021 ein Null-Gewinn realisiert wurde.

Um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Krankenhausbetriebs zu be-urteilen, ist daher ausschließlich das Betriebsergebnis von Relevanz. Dieses hat in dem Berichtszeit eine deutliche Steigerung von 144% erfahren.

Schlussendlich ist hervorzuheben, dass das Einbecker BürgerSpital trotz der Folgen der Corona-Pandemie, des Ukraine-Krieges, der Inflation etc. in der Lage war, nicht in die Verlustzone abzurutschen, wie es bei vielen Häusern der Grund- und Regelversorgung der Fall war. Einen wesentlichen Einfluss hierauf dürfte sicherlich die Einbettung des Krankenhauses in die neue Gesellschafter-struktur gehabt haben.

Entwicklung der Umsatzrendite

Da der Jahresüberschuss und die darauf basierende Eigenkapitalrendite für das Einbecker BürgerSpital keine relevanten Kennzahlen darstellen, soll sich im Weiteren auf die Umsatzrendite fokussiert werden.

Die Umsatzrendite setzt das Betriebsergebnis in das Verhältnis zum Umsatz des Klinikums. Diese Kennzahl ist als ein Indikator der betriebswirtschaftlichen Effizienz anzusehen. Das Einbecker BürgerSpital setzt sich im Hinblick auf die betriebswirtschaftliche Effizienz deutlich von anderen Häusern mit gleicher Bettenzahl ab. Die Werte der betrieblichen Umsatzrendite in den Jahren 2020 und 2022 gehören zu den Besten in der Versorgungsregion.

Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals

Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Das wirtschaftliche Eigenkapitalquote setzt das wirtschaftliche Eigenkapital ins Verhältnis zu Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote ist von 60% in 2019 um rund 37% auf 60% in 2021 gestiegen. Dies aus dem Grund, da die Muttergesellschaft, die Ergéa Group Deutschland GmbH, erhebliche Einzahlungen in die Kapitalrücklage vorgenommen hat. Das Einbecker BürgerSpital verfügt somit über die solideste Eigenkapitalausstattung in der Versorgungsregion.

Entwicklung der Liquidität

Die Einschätzung der Liquiditätslage bei Krankenhäusern, die Teil eines Konzernverbundes sind, ist oft nur unter Vorbehalt möglich. Dies liegt daran, dass die einzelnen Tochtergesellschaften in das Liquiditätsmanagement der Konzernmuttergesellschaft eingebunden sind.

Bei Betrachtung der Liquiditätsentwicklung, gemessen an der Liquidität 3. Grades, fällt auf, dass diese im Berichtszeitraum nicht unerheblichen Schwankungen unterlag, sich aber oberhalb des Mindestwertes von 100 % bewegte.

Ausblick

Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite- und Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Wird die zukünftige Entwicklung des Einbecker BürgerSpitals betrachtet, so kann festgestellt werden, dass diese positiv ist. Abgesehen von einem Jahr, lässt sich ein niedriges Insolvenzrisiko feststellen.

Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass der Zweck des Einbecker BürgerSpitals weniger in der Versorgung der in Einbeck lebenden Bevölkerung, sondern vielmehr in der Erfüllung der rechtlichen Voraussetzungen für den Kauf von Arztpraxen besteht. Sollten sich die Voraussetzungen für dieses in der Politik kritisierte Investitionsmodell ändern, ist die weitere Existenz des Einbecker BürgerSpitals nicht gesichert. Auch der Verbleib des Krankenhauses in der Krankenhausplanung des Landes Niedersachsen ist angesichts der Krankenhausreform fraglich.

Quellen

Einbecker BürgerSpital GmbH (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.

Einbecker BürgerSpital GmbH (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.

Einbecker BürgerSpital GmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.

Verfasser

Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik / Letzte Aktualisierung am 01.10.2025

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