Krankenhaus Finanzreport Niedersachsen: Klinikum Peine

Zeitraum 2021-2023 Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik

  1. Das Klinikum
  2. Trägerstruktur und Datenbasis
  3. Strategische Ausrichtung
  4. Betten
  5. Beschäftigte
  6. Entwicklung der stationären Fallzahlen
  7. Entwicklung des Case-Mix-Indexes
  8. Entwicklung des Gesamtumsatzes
  9. Entwicklung des Gesamtaufwands
  10. Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
  11. Entwicklung der Rentabilitäten
  12. Entwicklung des wirtschaftlichen Eigen-kapitals
  13. Entwicklung der Liquidität
  14. Ausblick
  15. Quellen
  16. Verfasser
  17. Disclaimer

Das Klinikum

Das Klinikum Peine ist ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung. Die Einrichtung verfügt über ein Leistungsangebot u.a. in den Fachabteilungen

  • Notfallmedizin
  • Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin
  • Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin
  • Geriatrie
  • Anästhesiologie und Intensivmedizin
  • Radiologie
  • Allgemein- und Viszeralchirurgie
  • Gefäßchirurgie
  • Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin

Trägerstruktur und Datenbasis

Das Klinikum Peine wird von der Klinikum Peine gGmbH betrieben. Hauptgesellschafter dieser Gesellschaft ist der Landkreis Peine

Im elektronischen Unternehmensregister sind die Jahresabschlüsse der Klinikum Peine gGmbH für die Jahre 2021 bis 2023 hinterlegt. Für das Jahr 2020 ist lediglich ein Rumpfabschluss verfügbar.

Strategische Ausrichtung

Das Klinikum Peine blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Im Jahr 2003 wurde es privatisiert und von der freigemeinnützigen AKH-Gruppe übernommen. Aufgrund massiver wirtschaftlicher Schwierigkeiten musste das Klinikum im Jahr 2020 Insolvenz anmelden. Nach Abschluss des Verfahrens erfolgte die Re-Kommunalisierung, sodass sich das Klinikum nun wieder in der Trägerschaft des Landkreises Peine befindet.

Das Klinikum Peine steht einerseits vor der Herausforderung, angesichts schwieriger Rahmenbedingungen und der überstandenen Insolvenz seine wirtschaftliche Stabilität zu wahren. Andererseits sind erhebliche Investitionen in die bauliche Infrastruktur erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. So hat das Klinikum den Bau eines neuen Klinikgebäudes initiiert.

Betten

Das Klinikum Peine verfügt über 275 vollstationäre Betten.

Beschäftigte

Die Zahl der Mitarbeitenden ist von 663 im Jahr 2021 um rund 9 Prozent auf 720 im Jahr 2023 angestiegen. Im Durchschnitt waren 696 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Entwicklung der stationären Fallzahlen

Im Jahr 2021 wurden 8.192 Patientinnen und Patienten stationär aufgenommen. Im Folgejahr 2022 verringerte sich die Zahl der stationären Fälle leicht um vier Prozent. Im Jahr 2023 konnte erneut ein deutlicher Anstieg verzeichnet werden: Die Zahl der stationären Aufnahmen stieg um 18 Prozent.

Entwicklung des Case-Mix-Indexes

Der Case-Mix-Index (CMI) bewegte sich im Berichtszeitraum in einer Spanne von 0,91 bis 0,87 und blieb damit auf einem stabilen Niveau.

Entwicklung des Gesamtumsatzes

Der Gesamtumsatz des Klinikums Peine setzt sich größtenteils aus den Erlösen für Krankenhausleistungen auf Basis von DRG-Fallpauschalen zusammen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen des Krankenhauses sowie die Erlöse aus den Wahlleistungen und das Nutzungsentgelt der Ärzte haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Der Gesamtumsatz des Klinikums Peine stieg von 51 Mio. € im Jahr 2021 um rund fünf Prozent auf 53 Mio. € im Jahr 2022. Bemerkenswert ist, dass sich der pandemiebedingte Rückgang der Fallzahlen im Jahr 2022 nicht in der Umsatzentwicklung widerspiegelte. Dies ist vor allem auf staatliche Zuschüsse zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen.

Im Vergleich der Jahre 2022 und 2023 ist der Gesamtumsatz trotz deutlich gestiegener Patientenzahlen leicht um zwei Prozent gesunken. Mögliche Ursachen hierfür sind zum einen der Wegfall der Corona-Hilfen und zum anderen ein rückläufiger Fallschweregrad (Case-Mix-Index, CMI).

Entwicklung des Gesamtaufwands

Der Gesamtaufwand des Klinikums Peine ist von 57 Mio. € im Jahr 2021 signifikant um 26 Prozent auf 71 Mio. € im Jahr 2023 angewachsen.

Der Personalaufwand stellt einen der wesentlichen Kostenfaktoren dar. Bedingt durch den Anstieg der Beschäftigtenzahl und durch höhere Tarif-Entgelte ist der Personalaufwand von 35 Mio. € im Jahr 2021 um rund 20 Prozent auf 41 Mio. € im Jahr 2023 angewachsen.

Ein maßgeblicher Treiber des Anstiegs des Gesamtaufwands war auch der Materialaufwand, der in dem Zeitraum von 2021 bis 2023 deutlich um 38 Prozent zugenommen hat. Wesentliche Ursachen hierfür sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie die Folgen des Ukraine-Krieges, die den Materialeinsatz erhöht haben.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses

Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenübergestellt.

Das Klinikum Peine verzeichnete im gesamten Berichtszeitraum ein negatives Jahresergebnis. Besonders auffällig ist die erhebliche Verschlechterung des Jahresfehlbetrags, der sich zwischen 2021 und 2023 um mehr als 300 Prozent erhöht hat.

Ein wesentlicher Einflussfaktor dieser Entwicklung war das Betriebsergebnis. Es gelang dem Klinikum nicht, den deutlichen Kostenanstieg im Personal- und Materialaufwand einzudämmen, wodurch sich im Berichtszeitraum ein kontinuierlich steigender Betriebsverlust ergab.

Entwicklung der Rentabilitäten

Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses spiegelt sich zunächst in der betrieblichen Umsatzrendite wider. Diese Kennzahl setzt das Betriebsergebnis ins Verhältnis zum Umsatz und dient somit als Indikator für die betriebswirtschaftliche Effizienz.

Das Klinikum Peine zeigte über den betrachteten Zeitraum hinweg eine stetig zunehmende negative betriebliche Umsatzrendite, was die rückläufige Entwicklung des Betriebsergebnisses verdeutlicht.

Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in Verhältnis zum Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals.

Die Eigenkapitalrentabilität ist aufgrund der stark gestiegenen Aufwendungen deutlich gesunken. Eine negative Verzinsung von 30 Prozent im Jahr 2023 verdeutlicht das Ausmaß der wirtschaftlichen Verschlechterung.

Entwicklung des wirtschaftlichen Eigen-kapitals

Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote ergibt sich aus dem Verhältnis des wirtschaftlichen Eigenkapitals zur Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote hat sich aufgrund der gestiegenen Verluste von 77 Prozent im Jahr 2021 um 9 Prozentpunkte auf 68 Prozent im Jahr 2023 verringert. Dennoch lag die Quote im gesamten Betrachtungszeitraum über dem Idealwert von 30 Prozent.

Entwicklung der Liquidität

Die Zahlungsfähigkeit soll anhand der Liquidität 3. Grades beurteilt werden. Diese Kennzahl zeigt, inwieweit ein Krankenhaus seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit dem gesamten Umlaufvermögen decken kann. Grundsätzlich sollte die Liquidität 3. Grades einen Wert von mindestens 100 % erreichen, um eine ausreichende Zahlungsfähigkeit sicherzustellen.

Der Liquiditätsgrad hat sich im Zeitraum von 2021 bis 2023 deutlich um mehr als 750 Prozentpunkte verschlechtert. Dennoch lagen die Werte durchgehend über der Mindestgrenze von 100 Prozent.

Ausblick

Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite- und Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Das Klinikum Peine sieht sich nur einem geringen Insolvenzrisiko gegenüber. Der Insolvenzrisikowert befindet sich deutlich im grünen Bereich.

Die wesentlichen Gründe hierfür liegen einerseits in der stabilen Eigenkapital-ausstattung und andererseits in den hohen Liquiditätsreserven. Diese fungieren als Puffer für die Verluste der letzten Jahre. Dennoch sollte das Klinikum die bereits eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen intensivieren, um eine zukünftige Krisensituation zu vermeiden.

Quellen

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2024): Planbettenübersicht 2024.

Klinikum Peine gGmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01.2021 bis zum 31.12.2021.

Klinikum Peine gGmbH (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01.2022 bis zum 31.12.2022.

Klinikum Peine gGmbH (2023): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01.2023 bis zum 31.12.2023.

Verfasser

Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik / letzte Aktualisierung am 05.11.2025

Alle Rechte beim Verfasser

Disclaimer

Die auf diesem Blog bereitgestellten Inhalte dienen ausschließlich Informations- und Bildungszwecken. Sie stellen keine Anlageberatung, Finanzberatung, Steuerberatung oder sonstige professionelle Beratung dar. Alle Analysen, Einschätzungen und Meinungen spiegeln die persönliche Meinung des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wider und können sich ohne Ankündigung ändern.

Der Report wurde auf der Basis wissenschaftlicher Qualitätskriterien erstellt. Der Autor übernimmt keine vollumfassende Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der bereitgestellten Informationen. Der Autor haftet nicht für Verluste oder Schäden, die direkt oder indirekt aus der Nutzung oder dem Vertrauen auf die Inhalte dieses Blogs entstehen.

Werbeanzeigen
Werbeanzeigen

Hinterlasse einen Kommentar