2018 – 2023 / Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik
- Die DIAKOVERE Krankenhäuser
- Trägerstruktur und Datenlage
- Strategische Ausrichtung
- Betten
- Beschäftigte
- Entwicklung der stationären Fallzahlen
- Entwicklung des Case-Mix-Indexes
- Entwicklung des Gesamtumsatzes
- Entwicklung des Gesamtaufwands
- Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
- Entwicklung der Rentabilitäten
- Entwicklung der wirtschaftlichen Eigenkapitalquote
- Entwicklung der Liquidität
- Ausblick
- Quellen
- Verfasser
- Disclaimer
Die DIAKOVERE Krankenhäuser
DIAKOVERE ist ein diakonischer Verbund von Krankenhäusern, Pflegeheimen, Rehakliniken und Einrichtungen der Behindertenhilfe in Niedersachsen. In der Landeshauptstadt Hannover betreibt DIAKOVERE die Krankenhäuser Friederikenstift, Henriettenstift und Annastift.
Das DIAKOVERE Krankenhaus Friederikenstift mit Hauptsitz im hannoverschen Stadtteil Calenberger Neustadt ist ein Haus der Zentralversorgung mit medizinischen Schwerpunkten unter anderem in der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Inneren Medizin, Orthopädie und Unfallchirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Neurologie. Zudem betreibt das Friederikenstift in Hachmühlen im Landkreis Hameln-Pyrmont eine Klinik für Unfallrehabilitation.

Das DIAKOVERE Krankenhaus Henriettenstift mit Hauptsitz im hannoverschen Stadtteil Südstadt ist ein Haus der Zentralversorgung. Zu den Fachbereichen zählen unter anderem Anästhesie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin, Frauenheilkunde, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gastroenterologie, Gefäßchirurgie, Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Kiefer-, Mund- und Gesichtschirurgie sowie Neurologie. Zudem betreibt das Henriettenstift im Stadtteil Kirchrode eine Fachklinik für Psychosomatik. Neu hinzugekommen ist das Mutter-Kind-Zentrum HENRIKE im Stadtteil Bult.

Das DIAKOVERE Krankenhaus Annastift ist ein Fachkrankenhaus für Orthopädie mit Sitz im hannoverschen Stadtteil Kirchrode, das in enger Partnerschaft mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) betrieben wird.

Trägerstruktur und Datenlage
Die DIAKOVERE Krankenhäuser Friederiken-, Henrietten- und Annastift wurden zwar als Plankrankenhäuser in den Krankenhausplan des Landes Niedersachsen aufgenommen, sie haben jedoch keine eigene Rechtspersönlichkeit. Rechtlicher Träger dieser Krankenhäuser ist die DIAKOVERE Krankenhaus gGmbH.
Für die DIAKOVERE Krankenhaus gGmbH liegen Jahresabschlüsse im elektronischen Unternehmensregister für den Zeitraum von 2018 bis 2023 vor. Es gibt keine veröffentlichten Daten über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der einzelnen DIAKOVERE Krankenhäuser.
Strategische Ausrichtung
Die DIAKOVERE Krankenhaus gGmbH ist im Jahr 2006 aus den ehemals rechtlich eigenständigen Krankenhäusern Friederiken-, Henrietten- und Annastift gegründet worden. Alle Kliniken sind an verschiedenen Standorten, teilweise mit Nebenstellen, in der Landeshauptstadt Hannover bzw. deren näheren Umgebung angesiedelt. Während der Friederiken- und der Henriettenstift Krankenhäuser der Zentralversorgung mit vergleichbaren Leistungsangeboten sind, ist der Annastift ein orthopädisches Fachkrankenhaus.
Die DIAKOVERE Krankenhaus gGmbH steht einerseits vor der Herausforderung, die drei Krankenhäuser in ein qualitätsgesichertes und kostenoptimiertes Versorgungskonzept zu integrieren. Andererseits soll aufgrund der besonderen Trägerstrukturen, die Eigenständigkeit der drei Kliniken nur bedingt eingeschränkt werden. Eine Konsolidierung von Klinikstandorten ist daher nur eingeschränkt möglich. Die Medizinstrategie der DIAKOVERE Krankenhaus gGmbH besteht daher in der Spezialisierung der einzelnen Kliniken auf bestimmte Leistungsangebote, wobei hiervon insbesondere der Friederiken- und der Henriettenstift betroffen sind. Aufgrund der teilweise veralteten baulichen Infrastruktur, müssen von der DIAKOVERE Krankenhaus gGmbH schlussendlich nicht unerhebliche Sanierungs-, Umbau- und Neubauprojekte realisiert werden.
Betten
Das Friederikenstift und das Henriettenstift verfügten im Berichtszeitraum an ihren Hauptsstandorten durchschnittlich über 428 bzw. 480 Betten. Deutlich kleiner ist dagegen das Annastift mit 161 Betten. Insgesamt betrieb die DIAKOVERE Krankenhaus gGmbH in dem Zeitaum von 2018 bis 2025 an allen Standorten im Mittel 1.292 Betten.
Beschäftigte
Die Zahl der Mitarbeitenden in den DIAKOVERE Krankenhäusern ist von 2.881 im Jahr 2018 um rund 27 Prozent auf 3.651 im Jahr 2023 angestiegen. Im Durchschnitt waren 3.303 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Entwicklung der stationären Fallzahlen
Bereits vor der Corona-Pandemie war die Zahl der stationären Aufnahmen in den DIAKOVERE Krankenhäusern rückläufig.

Im Jahr 2020, dem ersten Jahr der Corona-Pandemie, reduzierte sich die Zahl der stationären Fälle um rund 9 Prozent auf 45.568. Im Jahr 2021 stieg die Anzahl der stationär aufgenommenen Patienten leicht um etwa 2 Prozent an. Für das Jahr 2022 war wiederum ein deutlicher Rückgang von circa 8 Prozent zu verzeichnen. Im Jahr 2023 blieb die Zahl der stationären Aufnahmen weitgehend unverändert.
Die bislang höchste Zahl stationärer Behandlungen – 51.768 Patienten im Jahr 2018 – konnte jedoch nicht wieder erreicht werden.
Die Ursachen für den Rückgang der stationären Fallzahlen sind einerseits in der geringeren Zahl elektiver Eingriffe zu vermuten. Nach den Beschränkungen der Corona-Pandemie ist es – wie in anderen Krankenhäusern auch – zu keinem Nachholeffekt gekommen. Andererseits haben Personalengpässe eine höhere Bettenauslastung verhindert.
Entwicklung des Case-Mix-Indexes
Die Angaben zum Case-Mix-Index (CMI) beziehen sich auf alle drei DIAKOVERE Krankenhäuser. Der CMI lag vor der DRG-Neugestaltung bei einem Wert von 1,045 im Jahr 2018 und 1,058 im Jahr 2019. Nach der DRG-Umstellung und dem pandemiebedingten Patientenrückgang hat sich der CMI im Jahr 2020 reduziert und betrug 0,881. Im Jahr 2021 lässt sich eine leichte Reduktion des CMI auf 0,87 feststellen. In den Jahr 2022 und 2023 betrug der CMI 0,904 bzw. 0,915.
Entwicklung des Gesamtumsatzes
Der Gesamtumsatz der drei DIAKOVERE-Krankenhäuser setzt sich größtenteilsaus den Erlösen aus Krankenhausleistungen zusammen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen des Krankenhauses sowie die Erlöse aus den Wahlleistungen und das Nutzungsentgelt der Ärzte haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Der Gesamtumsatz der DIAKOVERE-Krankenhäuser stieg von 263 Mio. € im Jahr 2018 um rund 9 Prozent auf 288 Mio. € im Jahr 2021.
Bemerkenswert ist, dass sich der pandemiebedingte Rückgang der Fallzahlen nicht in der Umsatzentwicklung widerspiegelte. Dies ist vor allem auf staatliche Zuschüsse zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen. Im Jahr 2022 ist der Gesamtumsatz leicht um etwa 2 Prozent gesunken. Ursache hierfür sind die rückläufige Patientenzahl und der Wegfall der Corona-Hilfen. Im Jahr 2023 hat sich der Gesamtumsatz wieder leicht erhöht.
Entwicklung des Gesamtaufwands
Der Gesamtaufwand der drei DIAKOVERE-Krankenhäuser ist von 284 Mio. € im Jahr 2018 um rund 14 Prozent auf 324 Mio. € im Jahr 2023 angewachsen.

Der Personalaufwand stellt einen der wesentlichen Kostenfaktoren dar. Bedingt durch den Anstieg der Beschäftigtenzahl und durch höhere Tarif-Entgelte ist der Personalaufwand von 146 Mio. € im Jahr 2018 um rund 26 Prozent auf 184 Mio. € im Jahr 2023 angewachsen.

Ein wesentlicher Treiber des Anstiegs des Gesamtaufwands war der Materialaufwand, der im Zeitraum von 2018 bis 2021 um rund 6 Prozent zugenommen hat. Für das Jahr 2022 ist ein leichter, auslastungsbedingter Rückgang der Materialkosten um etwa 3 Prozent zu verzeichnen. Im Jahr 2023 stieg der Materialaufwand dagegen deutlich um 17 Prozent an. Dieser starke Anstieg wird vom Träger mit höheren Energie- und Arzneimittelkosten begründet.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenübergestellt.

Der Jahresüberschuss entwickelte sich im Berichtszeitraum deutlich negativ. Der Jahresfehlbetrag stieg von 2 Mio. € im Jahr 2018 auf 8 Mio. € im Jahr 2023 und hat sich damit um mehr als 400 Prozent erhöht.

Einer der wesentlichen Einflussfaktoren dieser Entwicklung war das Betriebsergebnis. Der DIAKOVERE Krankenhaus gGmbH ist es im Berichtszeitraum nicht gelungen, den deutlichen Anstieg der Aufwendungen wirksam zu begrenzen. Infolgedessen kam es zu operativen Verlusten in erheblichem Umfang. Der Betriebsverlust erhöhte sich gegenüber dem Jahr 2018 um rund 7 Mio. €.

Entwicklung der Rentabilitäten
Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses spiegelt sich zunächst in der betrieblichen Umsatzrendite wider. Diese Kennzahl setzt das Betriebsergebnis ins Verhältnis zum Umsatz und dient somit als Indikator für die betriebswirtschaftliche Effizienz.
Wie das Betriebsergebnis blieb auch die betriebliche Umsatzrendite im gesamten Betrachtungszeitraum negativ. Zwischen 2018 und 2023 verringerte sie sich um mehr als zwei Prozentpunkte. Mit –2,48 Prozent wurde im Jahr 2023 der niedrigste Wert des Analysezeitraums erreicht.

Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in Verhältnis zum Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals.

Die Eigenkapitalrentabilität ist aufgrund der stark gestiegenen Aufwendungen deutlich abgesunken. Eine negative Verzinsung von rund 13 Prozent im Jahr 2023 verdeutlicht das Ausmaß der wirtschaftlichen Verschlechterung.
Entwicklung der wirtschaftlichen Eigenkapitalquote
Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote setzt das wirtschaftliche Eigenkapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote hat sich aufgrund der Verlustzunahmen von 28 Prozent im Jahr 2018 um 7 Prozentpunkte auf 21 Prozent im Jahr 2023 vermindert. Die Quote lag innerhalb des betrachteten Zeitrahmens unterhalb des Idealwertes von 30%.
Entwicklung der Liquidität
Die Zahlungsfähigkeit soll anhand der Liquidität 3. Grades beurteilt werden. Diese Kennzahl zeigt, inwieweit ein Krankenhaus seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit dem gesamten Umlaufvermögen decken kann. Grundsätzlich sollte die Liquidität 3. Grades einen Wert von mindestens 100 % erreichen, um eine ausreichende Zahlungsfähigkeit sicherzustellen.

Die Liquidität 3. Grades hat sich im Zeitraum von 2018 bis 2022 verbessert und ist insgesamt um 19 Prozentpunkte gestiegen. Ab dem Jahr 2023 verschlechterte sich die Liquiditätslage im Vergleich zum Vorjahr leicht. In allen betrachteten Jahren lag die Liquiditätsausstattung über den Richtwert.
Ausblick
Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite- und Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Die DIAKOVERE Krankenhaus gGmbH sieht sich mit einem erhöhten Insolvenzrisiko konfrontiert.
Die wesentlichen Gründe hierfür liegen einerseits in der relativ geringen Eigenkapitalausstattung und andererseits in der fehlenden Rentabilität. Zudem ist könnte die Ausstattung mit liquiden Mittel höher sein. Um die Zukunft der DIAKOVERE Krankenhäuser zu sichern, muss die Auslastung erhöht und die Kosteneffizienz gesteigert werden. Zudem ist eine Kapitalerhöhung zu diskutieren.
Quellen
DIAVOVERE Krankenhaus gGmbH (2018): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2018.
DIAVOVERE Krankenhaus gGmbH (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.
DIAVOVERE Krankenhaus gGmbH (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.
DIAVOVERE Krankenhaus gGmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.
DIAVOVERE Krankenhaus gGmbH (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.
DIAVOVERE Krankenhaus gGmbH (2023): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2023 bis zum 31.12. 2023.
Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.
Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2024): Planbettenübersicht 2024.
Verfasser
Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik / letzte Aktualisierung am 02.12.2024
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