2018-2022 / Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik
- Die Kliniken
- Datenbasis
- Strategische Ausrichtung
- Betten
- Mitarbeiter
- Entwicklung der Fallzahlen
- Entwicklung des Case-Mix-Indexes
- Entwicklung des Gesamtunsatzes
- Entwicklung des Gesamtaufwands
- Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
- Entwicklung der Renditen
- Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals
- Entwicklung der Liquidität
- Ausblick
- Quellen
- Verfasser
Die Kliniken
Die Kliniken Bassum, Sulingen und Diepholz sind Einrichtungen der Grund- und Regelversorgung im Landkreis Diepholz. Dem Klinikstandort Bassum ist zusätzlich ein Zentrum für psychische Gesundheit angegliedert.
Alle Kliniken werden von der Kliniken Landkreis Diepholz gGmbH betrieben, die sich vollständig in der Trägerschaft des Landkreises Diepholz befindet. Der Landkreis übernahm die drei Kliniken im Jahr 2018 von der kirchlichen Alexianer Landkreis Diepholz GmbH.
Datenbasis
Die Kliniken Bassum (inklusive des Zentrums für psychische Gesundheit), Sulingen und Diepholz sind im Krankenhausplan des Landes Niedersachsen aufgenommen. Sie besitzen jedoch keine eigene Rechtspersönlichkeit. Rechtlicher Träger dieser Kliniken ist die Kliniken Landkreis Diepholz gGmbH. Die Jahresabschlüsse und Lageberichte dieser Gesellschaft sind im elektronischen Unternehmensregister einsehbar. Es liegen daher nur begrenzt Daten zur Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der einzelnen Kliniken im Landkreis Diepholz vor. Zudem ist zu beachten, dass die Klinik Bassum neben dem somatischen Leistungsangebot einen Schwerpunkt in der psychiatrischen Versorgung hat. Diese unterscheidet sich sowohl in den Abrechnungsmodalitäten als auch in wesentlichen Aspekten von der somatischen Versorgung.
Strategische Ausrichtung
Die Kliniken Landkreis Diepholz gGmbH steht vor der Herausforderung, dass das stationäre Versorgungsangebot im Landkreis Diepholz auf drei vergleichsweise kleine Standorte verteilt ist. Hinzu kommt, dass sich die Leistungsangebote der drei Kliniken im somatischen Bereich überschneiden, während die Klinik Bassum zusätzlich einen Schwerpunkt in der psychiatrischen Versorgung hat. Um eine qualitätsgesicherte und kosteneffiziente Versorgung sicherzustellen, ist eine Bündelung der Bettenkapazitäten an einem zentralen Standort zwingend erforderlich. Die Kliniken Landkreis Diepholz gGmbH hat diese Problematik erkannt und den Neubau eines Zentralklinikums initiiert, dessen Fertigstellung für das Jahr 2028 geplant ist.
Betten
Die Klinik Bassum verfügte durchschnittlich über 275 Betten, von denen etwa die Hälfte dem Zentrum für psychische Gesundheit zugeordnet werden kann. Die Klinik Sulingen wurde mit 128 und die Klinik Diepholz mit 118 somatischen Betten in die Landeskrankenhausplanung aufgenommen. Die Gesamtbettenzahl aller drei Kliniken betrug im Berichtszeitraum 521.
Mitarbeiter
Die Kliniken Diepholz gGmbH beschäftigte im Mittel 1.145 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Entwicklung der Fallzahlen
Vor der Corona-Pandemie wurden in den drei Kliniken des Landeskreises Diepholz im Mittel 18.562 Patienten stationär behandelt. Hiervon entfallen circa 6 % auf das Zentrum für psychische Gesundheit an der Klinik Bassum.

Bedingt durch die Folgen der Corona-Pandemie waren die Behandlungszahlen im Jahr 2020 rückläufig. Von 2019 auf 2020 sank die Anzahl der stationär aufgenommenen Patienten um 21 %. Für die Jahre 2021 und 2022 lässt sich eine Erhöhung der Behandlungszahlen von 7 % bzw. 2 % feststellen. Insgesamt betrachtet hat sich die Anzahl der stationär behandelten Patienten innerhalb des Berichtszeitraums um rund 15 % reduziert.
Entwicklung des Case-Mix-Indexes
Die Angaben zum Case-Mix-Index (CMI) beziehen sich auf die somatischen Behandlungen, die in den Kliniken Bassum, Sulingen und Diepholz geleistet worden sind. Der Case-Mix-Index (CMI) lag im Jahr 2018 bei 0,913. Im Jahr 2019 betrug der CMI 0,923. Aufgrund der DRG-Umstellung und des pandemiebedingten Patientenrückgangs verringerte sich der CMI im Jahr 2020 auf 0,713. In den Jahren 2021 und 2002 stieg der CMI auf 0,769 bzw. 0,791.
Entwicklung des Gesamtunsatzes
Der Gesamtumsatz der Kliniken Bassum, Sulingen und Diepholz setzt sich im Wesentlichen aus den Erlösen aus Krankenhausleistungen zusammen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen sowie die Erlöse aus den Wahlleistungen und das Nutzungsentgelt der Ärzte haben eine eher untergeordnete Bedeutung. Der Gesamtumsatz verteilt sich zu 27 % bzw. zu 30 % auf die Kliniken Diepholz und Sulingen. Die Klinik Bassum hat mit dem Zentrum für psychische Gesundheit mit 43 % den höchsten Anteil am Gesamtumsatz.

Der pandemiebedingte Abwärtstrend bei den Fallzahlen spiegelt sich nicht in der Umsatzentwicklung wider. Der Umsatz stieg von 81 € Mio. € in 2018 um rund 15 % auf insgesamt 93 Mio. € in 2022.
Wie bereits oben erwähnt wird der Umsatz im Wesentlichen durch die Erlöse aus Krankenhausleistungen getragen. Diese wiederum wurden stark durch die staatlichen Zuschüsse zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie sowie durch einen gestiegenen Landesbasisfallwert beeinflusst.
Entwicklung des Gesamtaufwands
Der Gesamtaufwand der drei Kliniken des Landkreises Diepholz ist von 91 Mio. € in 2018 um rund 21 % auf 111 Mio. € in 2022 gestiegen.

Der Gesamtaufwand der Kliniken Bassum, Sulingen und Diepholz wird im Wesentlichen durch den Personalaufwand getragen, gefolgt vom Materialaufwand und den sonstigen betrieblichen Aufwendungen. Zinsen und Abschreibungen und Steuern haben eine eher untergeordnete Bedeutung.
Der Personalaufwand ist in dem Berichtszeitraum von 56 Mio. € in 2018 um rund 23 % auf 69 Mio. € in 2022 gestiegen.

Diese Entwicklung ist sowohl auf die gestiegene Mitarbeiterzahl, als auch auf die höheren Tarifentgelte zurückzuführen. Zudem haben die Kliniken des Landkreises Diepholz eine vergleichsweise Personalaufwandsquote.
Beim Materialaufwand lässt sich eine ähnliche Entwicklung wie beim Personalaufwand feststellen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges haben den Materialeinsatz in den Kliniken Bassum, Sulingen und Diepholz deutlich verteuert. So ist der Materialaufwand von 2018 auf 2022 um rund 15 % angestiegen.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der von den Kliniken Bassum, Sulingen und Diepholz erwirtschaftete Gesamtertrag (bestehend aus Gesamtumsatz, Bestandsveränderungen, sonstige Erträge, Fördermittelerträge etc.) den Gesamtaufwendungen gegenüberstellt.

Hierbei ist festzustellen, dass mit Ausnahme der Corona-Jahre 2020 und 2021 die drei Kliniken ausschließlich in der Verlustzone gearbeitet haben. Die positiven Ergebnisse in der Corona-Zeit konnte nur durch staatliche Sonderzahlungen und Hilfsmaßnahmen des Landkreises Diepholz erzielt werden.

Einer der wesentlichen Gründe für die Verlustrealisation ist die negative Entwicklung des Betriebsergebnisses. Die deutlich gestiegenen Aufwendungen für Personal und Material konnten vor dem Hintergrund sinkender Fallzahlen nicht durch entsprechende Erlössteigerungen kompensiert werden.

Entwicklung der Renditen
Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses schlägt sich in den Renditekennzahler nieder.
Die betriebliche Umsatzrendite setzt das Betriebsergebnis in das Verhältnis zum Umsatz der Klinik. Diese Kennzahl ist als ein Indikator der betriebswirtschaftlichen Effizienz anzusehen.

Die betriebliche Umsatzrendite der Kliniken der Landkreises Diepholz betrug im Mittel -1,18 % und setzt sich in dieser Hinsicht negativ von anderen Häusern ab.
Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in Verhältnis zum Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals.

Die drei Kliniken des Landkreises Diepholz haben mit Ausnahme des Jahres 2020 eine negative Verzinsung des Eigenkapitals realisiert. Die Eigenkapitalrendite betrug im Mittel -3,65 % und liegt somit unterhalb des Durchschnitts der Rendite, der in der Versorgungsregion realisiert wurde.
Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals
Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote setzt das wirtschaftliche Eigenkapital ins Verhältnis zu Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote hat sich von 33% in 2018 um 7% auf 40% in 2022 erhöht. Wesentliche Ursache hierfür sind in den finanziellen Maßnahmen zu sehen, die der Träger zur Stützung der Gesellschaft einleitet hat. Der Mittelwert der wirtschaftlichen Eigenkapitalquote lag innerhalb des Berichtszeitraums bei 39 % und somit leicht unter dem Durchschnitt aller Häuser in der Versorgungsregion.
Entwicklung der Liquidität
Bei Betrachtung der Liquiditätsentwicklung, gemessen an der Liquidität 3. Grades, fällt auf, dass diese im Berichtszeitraum erheblichen Schwankungen unterlag. Sie betrug im Mittel 152 % und liegt somit oberhalb des Mindestwertes von 100 %.

Ausblick
Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite- und Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Die langfristige Entwicklung der Kliniken Landkreis Diepholz gGmbH steht weiterhin auf einer unsicherer Grundlage. Zwar konnte der Insolvenzausfallwert im Berichtszeitraum deutlich verbessert werden, dennoch bleibt das Insolvenzrisiko auf einem hohen Niveau. Eine nachhaltige Zukunft der Gesellschaft erfordert zwingend die Aufgabe des bisherigen Konzepts mit drei Klinikstandorten. Mit dem Bau eines Zentralklinikums wurde bereits ein richtungsweisender Schritt eingeleitet, dessen Erfolg sich jedoch erst in den kommenden Jahren vollständig entfalten wird.
Quellen
Kliniken Landkreis Diepholz gGmbH (2018): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2018.
Kliniken Landkreis Diepholz gGmbH (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.
Kliniken Landkreis Diepholz gGmbH (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.
Kliniken Landkreis Diepholz gGmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.
Kliniken Landkreis Diepholz gGmbH (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.
Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.
Verfasser
Erstellt von Prof. Stefan Razik
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Letzte Aktualisierung 09.12. 2024
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