2018-2024 erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik
- Das Klinikum
- Trägerstruktur und Datenbasis
- Strategische Ausrichtung
- Betten
- Beschäftigte
- Entwicklung der stationären Fallzahlen
- Entwicklung des Case-Mix-Indexes
- Entwicklung des Gesamtumsatzes
- Entwicklung des Gesamtaufwands
- Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
- Entwicklung der Rentabilitäten
- Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals
- Entwicklung der Liquidität
- Ausblick
- Quellen
- Verfasser
- Disclaimer
Das Klinikum
Das Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg ist ein kirchliches Krankenhaus der Schwerpunktversorgung in Obernkirchen. Die Einrichtung verfügt über ein Leistungsangebot u.a. in den Fachabteilungen
| – Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie – Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin – Diagnostische Radiologie – Gastroenterologie – Geburtshilfe – Gefäßchirurgie – Geriatrie – Gynäkologie | – Kardiologie – Neurologie – Plastische, Ästhetische und Handchirurgie – Pneumologie, Intensiv- und Beatmungsmedizin – Schulter- und Gelenkchirurgie – Unfallchirurgie und Orthopädie – Urologie – HNO (Belegabteilung) |

Trägerstruktur und Datenbasis
Rechtlicher Träger des Krankenhauses ist die Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg gGmbH. Diese Gesellschaft befindet sich mehrheitlich im Besitz Agaplesion Gruppe, eines der größten kirchlichen Gesundheitsunternehmen in Deutschland.
Im elektronischen Unternehmensregister sind die Jahresabschlüsse der Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg gGmbH für die Jahre 2018 bis 2024 hinterlegt.
Strategische Ausrichtung
Die Medizinstrategie der Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg gGmbH zielt auf den Ausbau einer qualitativ hochwertigen, patientenzentrierten und wirtschaftlich nachhaltigen Versorgung ab. Schwerpunkte liegen auf der Stärkung zentraler Fachbereiche wie Innere Medizin, Chirurgie und Orthopädie sowie auf der Prozessoptimierung und interdisziplinären Zusammenarbeit. Durch eine engere Vernetzung innerhalb der Agaplesion-Gruppe und mit regionalen Partnern sollen Versorgungsqualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit langfristig gesteigert werden.
Das Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg entstand Ende 2017 aus dem Zusammenschluss dreier kleinerer Krankenhäuser. Anfang 2018 nahm das Klinikum seinen Betrieb in einem neu errichteten Gebäudekomplex auf. Der Start war mit erheblichen logistischen, technischen und organisatorischen Herausforderungen verbunden. Dazu zählten zum einen die technische Inbetriebnahme des Neubaus und zum anderen die Integration der Mitarbeitenden aus den ehemaligen Schaumburger Krankenhäusern in die neuen Teamstrukturen. Dieser Prozess wurde zusätzlich durch die Corona-Pandemie erheblich erschwert.
Betten
Das Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg verfügte im Durchschnitt über 437 vollstationäre Betten.
Beschäftigte
Die Zahl der Mitarbeitenden im Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg ist von 763 im Jahr 2018 um rund 27 Prozent auf 966 im Jahr 2024 angestiegen. Im Durchschnitt waren 853 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Entwicklung der stationären Fallzahlen
Die stationären Fallzahlen des Jahres 2018 sind aufgrund der Inbetriebnahme des Klinikums nicht als repräsentativ anzusehen. Im Jahr 2019, dem zweiten Betriebsjahr, zeigte sich eine leichte Zunahme der stationären Behandlungszahlen. Die Corona-Pandemie führte im Jahr 2020 zu einem Rückgang der stationären Fälle um 6 Prozent. Im Jahr 2021 war dagegen ein deutliches Wachstum von 9 Prozent zu verzeichnen. 2022 stagnierte die Zahl der stationären Behandlungen leicht, bevor sie in den Jahren 2023 und 2024 erneut deutlich anstieg – um 4 beziehungsweise 6 Prozent. Mit insgesamt 20.542 Patientinnen und Patienten wurde im Jahr 2024 die bislang höchste Zahl stationärer Aufnahmen erreicht.

Entwicklung des Case-Mix-Indexes
Der Case-Mix-Indes (CMI) lag im vor der DRG-Neugestaltung in den Jahren 2018 und 2019 im Mittel bei 1,059. Nach der DRG-Umstellung und dem pandemiebedingten Patientenrückgang hat sich der CMI im Jahr 2020 reduziert und betrug 0,850. In den Folgejahren hat sich der CMI nur unwesentlich verändert und betrug im Durchschnitt 0,842.
Entwicklung des Gesamtumsatzes
Der Gesamtumsatz des Agaplesion Ev. Klinikums Schaumburg setzt sich größtenteils aus den Erlösen aus Krankenhausleistungen zusammen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen des Krankenhauses sowie die Erlöse aus den Wahlleistungen und das Nutzungsentgelt der Ärzte haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Der Gesamtumsatz der stieg von 73 Mio. € im Jahr 2018 um rund 47 Prozent auf 107 Mio. € im Jahr 2024. Bemerkenswert ist, dass sich der pandemiebedingte Rückgang der Fallzahlen nicht in der Umsatzentwicklung widerspiegelte. Dies ist vor allem auf staatliche Zuschüsse zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen. Zudem wurde der Landesbasisfallwert im Berichtszeitraum mehrfach angehoben. Ebenso sind die gestiegenen Patientenzahlen zu beachten.
Entwicklung des Gesamtaufwands
Der Gesamtaufwand des Agaplesion Ev. Klinikums Schaumburg ist von 79 Mio. € im Jahr 2018 um rund 52 Prozent auf 120 Mio. € im Jahr 2024 gestiegen.

Der Personalaufwand stellt einen der wesentlichen Kostenfaktoren dar. Bedingt durch den Anstieg der Beschäftigtenzahl und durch höhere Tarif-Entgelte ist der Personalaufwand von 50 Mio. € im Jahr 2018 um rund 45 Prozent auf 72 Mio. € im Jahr 2024 angewachsen.

Ein wesentlicher Treiber des Anstiegs des Gesamtaufwands war der Materialaufwand, der im Zeitraum von 2018 bis 2024 – nach einem pandemiebedingten Rückgang – um 14 Prozent zunahm.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenüberstellt.

Seit der Gründung verzeichnete das Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg zunächst Verluste in den Jahren 2018 bis 2022. Im Geschäftsjahr 2023 konnte erstmals ein positives Ergebnis erwirtschaftet werden. Mit einem Jahresüberschuss von 0,73 Mio. € wurde 2024 das bislang beste Resultat erzielt.

Das Betriebsergebnis stellte einen wesentlichen Treiber dieser Entwicklung dar. In den Jahren 2018 bis 2022 konnten die steigenden Kosten nicht ausreichend kompensiert werden, was zu erheblichen operativen Verlusten führte. Erst der deutliche Zuwachs bei den Patientenzahlen und dem Umsatzvolumen ermöglichte ab 2023 die Erzielung positiver Betriebsergebnisse.

Entwicklung der Rentabilitäten
Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses spiegelt sich zunächst in der betrieblichen Umsatzrendite wider. Diese Kennzahl setzt das Betriebsergebnis ins Verhältnis zum Umsatz und dient somit als Indikator für die betriebswirtschaftliche Effizienz.

Analog zur Entwicklung des Betriebsergebnisses blieb die betriebliche Umsatzrendite in den Jahren 2018 bis 2022 negativ. Im Jahr 2023 wurde erstmals ein positiver Wert erreicht; mit 1,10 Prozent markierte er zugleich den Höchststand im gesamten Betrachtungszeitraum.
Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in Verhältnis zum Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals.

Im Zeitraum von 2018 bis 2022 wies die Eigenkapitalrentabilität durchgehend negative Werte auf. Der Tiefpunkt wurde im Jahr 2022 mit einer negativen Verzinsung von rund 57 Prozent erreicht. Ab 2023 setzte eine deutliche Erholung ein, die 2024 mit einer Eigenkapitalrentabilität von 3,52 Prozent ihren Höchststand fand.
Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals
Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote setzt das wirtschaftliche Eigenkapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme.

Die Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg gGmbH weist eine deutliche Verschuldung auf; das bilanzielle Eigenkapital beträgt null. In der Bilanz wird ein Fehlbetrag ausgewiesen, der nicht durch Eigenkapital gedeckt ist. Das wirtschaftliche Eigenkapital resultiert demnach ausschließlich aus den anteiligen Sonderposten.
Infolge der Verluste in den Geschäftsjahren 2018 bis 2022 verringerte sich die wirtschaftliche Eigenkapitalquote um insgesamt 16 Prozentpunkte. Mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage ab dem Geschäftsjahr 2023 konnte die wirtschaftliche Eigenkapitalquote jedoch wieder spürbar gesteigert werden. Dennoch liegt die Eigenkapitalaussstattung deutlich unter dem Referenzwert von 30 Prozent.
Entwicklung der Liquidität
Die Zahlungsfähigkeit soll anhand der Liquidität 3. Grades beurteilt werden. Diese Kennzahl zeigt, inwieweit ein Krankenhaus seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit dem gesamten Umlaufvermögen decken kann. Grundsätzlich sollte die Liquidität 3. Grades einen Wert von mindestens 100 % erreichen, um eine ausreichende Zahlungsfähigkeit sicherzustellen.

Die Zahlungsfähigkeit der Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg gGmbH befindet sich trotz Schwankungen der Liquidität 3. Grades in einem insgesamt angemessenen Bereich. Die Liquidität 3. Grades lag im Durchschnitt bei 168 Prozent und damit deutlich über dem Richtwert von 100 Prozent Nach Angaben des Trägers wird die Liquidität durch Stützungsmaßnahmen innerhalb der Agaplesion-Gruppe sichergestellt.
Ausblick
Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite-, Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Das Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg sieht sich mit einem hohen Insolvenzrisiko konfrontiert. Der Insolvenzrisikowert bewegt sich seit Jahren im roten Bereich und hebt sich deutlich von anderen Häusern in der Region ab.
Die Neueröffnung des Klinikums im Jahr 2018 verlief nach Angaben des Trägers nicht planmäßig. Der Aufbau und die Stabilisierung eines effizienten sowie qualitätsgesicherten Klinikbetriebs wurden in den Folgejahren zusätzlich durch die Corona-Pandemie und die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges erheblich beeinträchtigt.
Das Klinikum ist daher gefordert, gemeinsam mit der Agaplesion-Gruppe die bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Prozessoptimierung, zur Steigerung der Patientenzahlen und zur Verbesserung der Ertragskraft konsequent fortzuführen. Darüber hinaus sollte die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung geprüft werden.
Quellen
Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg (2018): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2018.
Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.
Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.
Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.
Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.
Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg (2023): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2023 bis zum 31.12. 2023.
Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg (2024): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2024 bis zum 31.12. 2024.
Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.
Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2024): Planbettenübersicht 2024.
Verfasser
Erstellt von Prof. Stefan Razik
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Letzte Aktualisierung 25.11.2025
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