Krankenhaus-Finanzreport Niedersachsen: Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg

2018-2023

  1. Das Klinikum
  2. Strategische Ausrichtung
  3. Betten
  4. Mitarbeiter
  5. Entwickung der stationären Fallzahlen
  6. Entwicklung des Case-Mix-Indexes
  7. Entwicklung des Gesamtumsatzes
  8. Entwicklung des Gesamtaufwands
  9. Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
  10. Entwicklung der Renditen
  11. Entwicklung der wirtschaftlichen Eigenkapitalquote
  12. Entwicklung der Liquidität
  13. Ausblick
  14. Quellen
  15. Verfasser

Das Klinikum

Das Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg ist ein kirchliches Krankenhaus der Zentralversorgung. Es wird von der „Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg gGmbH“ betrieben, die Teil der Agaplesion Gruppe ist, eines der größten kirchlichen Gesundheitsunternehmen in Deutschland.

Strategische Ausrichtung

Das Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg ist in den strategischen Kontext der Agaplesion Gruppe eingebunden. Neben dem Fokus auf wirtschaftliche Effizienz und Mitarbeiterzufriedenheit sollen sich die Einrichtungen der Agaplesion Gruppe im Rahmen ihrer Prozessoptimierung stärker auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten ausrichten. Dabei kommt der verstärkten Digitalisierung der Abläufe eine erhebliche Bedeutung zu.

Das Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg ist alleiniger Anteilseigner eines Rehazentrums, eines Pflegezentrums und eines Medizinischen Versorgungszentrums. Zudem betreibt das Klinikum eine Servicegesellschaft.

Betten

Das Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg verfügte im Durchschnitt über 714 vollstationäre Betten.

Mitarbeiter

Im Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg wurden im Durchschnitt 1.998 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Entwickung der stationären Fallzahlen

Bereits vor der Corona-Pandemie waren die stationären Fallzahlen im Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg leicht rückgängig.

Im Jahr 2020, dem ersten Jahr der Corona-Pandemie, reduzierte sich die DRG-Fallzahl um rund 10 %. Im Jahr 2021 hat sich die Anzahl der stationär aufgenommenen Patienten um rund 7 % erhöht. Für das Jahr 2022 ist ein leichter Rückgang von 3 % festzustellen. Insgesamt hat sich die hat sich die Zahl der stationär aufgenommenen Patienten von 2018 auf 2022 um rund 9 % verringert.

Entwicklung des Case-Mix-Indexes

Der Case-Mix-Indes (CMI) lag vor der DRG-Neugestaltung bei einem Wert von 1,068 im Jahr 2018 und 0,962 im Jahr 2019. Nach der DRG-Umstellung und dem pandemiebedingten Patientenrückgang hat sich der CMI im Jahr 2020 reduziert und betrug 0,881. Im Jahr 2021 lässt sich ein leichter Rückgang des CMI auf 0,868 feststellen. Im Jahr 2022 betrug der CMI 0,880.

Entwicklung des Gesamtumsatzes

Der Gesamtumsatz Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg setzt sich zum größten Teil aus den Erlösen aus Krankenhausleistungen zusammen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen des Krankenhauses sowie die Erlöse aus den Wahlleistungen und das Nutzungsentgelt der Ärzte haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Der pandemiebedingte Abwärtstrend bei den Fallzahlen spiegelt sich nicht in der Umsatzentwicklung wider. Der Umsatz stieg von 183 € Mio. € im Jahr 2018 um rund 16 % auf insgesamt 213 Mio. € im Jahr 2022.

Der Grund für diese Entwicklung liegt in den staatlichen Zuschüsse zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie sowie in einem gestiegenen Landesbasisfallwert.

Entwicklung des Gesamtaufwands

Der Gesamtaufwand des Agaplesion Diakonieklinikums Rotenburg ist von 196 Mio. € im Jahr 2018 um rund 21 % auf 234 Mio. € im Jahr 2022 gestiegen.

Ein wesentlicher Kostentreiber ist zunächst der Personalaufwand.

Der Personalaufwand ist von rund 111 Mio. € im Jahr 2018 um rund 20 % auf 133 Mio. € im Jahr 2022 gestiegen. Auch für das Corona-Jahr 2020 lässt sich kein auslastungsbedingter Rückgang der Personalkosten feststellen. Zudem sind pandemiebedingte Sonderzahlungen zu berücksichtigen. Es sind im Wesentlichen die höheren Tarif-Entgelte, die das Wachstum des Personalaufwands beeinflusst haben. Im Vergleich zu anderen Häusern ist die Intensität der Personalkosten jedoch leicht erhöht.

Der Materialaufwand ist ein weitere bedeutsamer Kostenfaktor, der von 2018 auf 2022 um 19 % angestiegen ist.

Insbesondere die Auswirkungen des Ukraine-Krieges haben den Materialeinsatz deutlich erhöht. Die Corona-Pandemie hat im Gegensatz zu anderen Häusern keine Kostensteigerung im Materialbereich verursacht. Dennoch hat das Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg im Vergleich zu anderen Häusern eine erhöhte Materialkostenintensität.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses

Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenüberstellt.

Die Entwicklung des Jahresabschlusses war sehr wechselhaft. Nach einem Gewinn im Jahr 2018 folgte im Jahr 2019 ein deutlicher Verlust. Durch pandemiebedingte Sondereffekte konnte im Jahr 2020 wieder ein Jahresüberschuss realisiert werden, der sich im Jahr 2021 deutlich verringerte. Das 2022 war wiederum durch einen geringen Gewinn gekennzeichnet.

Der Jahresüberschuss hängt im Wesentlichen vom Betriebsergebnis ab. Zinsaufwendungen, Beteiligungserträge und Steuern haben keinen signifikanten Einfluss darauf.

Die Entwicklung des Betriebsergebnisses wird maßgeblich dadurch beeinflusst, dass die Aufwendungen im Personal- und Materialbereich ungeachtet sinkender Patientenzahlen deutlich stärker gestiegen sind als die Umsatzerlöse.

Entwicklung der Renditen

Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses schlägt sich in den Renditekennzahler nieder.

Die betriebliche Umsatzrendite setzt das Betriebsergebnis in das Verhältnis zum Umsatz des Klinikums. Diese Kennzahl ist als ein Indikator der betriebswirtschaftlichen Effizienz anzusehen. Die betriebliche Umsatzrendite lag im Durchschnitt bei 0,31 % und damit leicht über der in der Versorgungsregion erzielten Durchschnittsrendite.

Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in Verhältnis zum Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals. Das Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg hat eine durchschnittliche Eigenkapitalverzinsung von -0,55 % erzielt. Wert, der sicherlich unter den Erwartungen der Agaplesion Gruppe liegt

Entwicklung der wirtschaftlichen Eigenkapitalquote

Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote setzt das wirtschaftliche Eigenkapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote hat sich innerhalb des Berichtszeitraums um 11 % reduziert. Sie betrug im Durchschnitt 32 % und liegt somit leicht oberhalb der Idealquote von 30 %.

Entwicklung der Liquidität

Die Zahlungsfähigkeit des Agaplesion Diakonieklinikums Rotenburg liegt im angemessenen Bereich. Die Liquidität 3. Grades betrug im Durchschnitt 185 % und liegt damit unter dem Mindestwert von 100 %. Laut Angaben des Trägers wird die Liquidität durch Stützungsmaßnahmen der Agaplesion-Gruppe gesichert.

Ausblick

Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite- , Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Das Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg sieht sich mit einem hohen Insolvenzrisiko konfrontiert. Der Insolvenzrisikowert bewegt sich seit Jahren im roten Bereich.

Einer der wesentlichen Gründe hierfür liegen in der unzufriedenstellenden Entwicklung der Rentabilitätskennzahlen. Das Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg muss daher gemeinsam mit der Agaplesion Gruppe dringend Maßnahmen zur Restrukturierung einleiten.

Quellen

Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg (2018): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2018.

Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.

Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.

Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.

Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.

Verfasser

Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik

Alle Rechte beim Verfasser

Letzte Aktualisierung 10.02. 2025

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