Krankenhaus-Finanzreport Niedersachsen: Heidekreis-Klinikum Soltau, Heidekreis-Klinikum Walsrode

  1. Die Kliniken
  2. Datenbasis
  3. Strategische Ausrichtung
  4. Betten
  5. Mitarbeiter
  6. Entwicklung der stationären Fallzahlen
  7. Entwicklung des Case-Mix-Indexes
  8. Entwicklung des Gesamtumsatzes
  9. Entwicklung des Gesamtaufwands
  10. Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
  11. Entwicklung der Rentabilitäten
  12. Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals
  13. Entwicklung der Liquidität
  14. Ausblick
  15. Quellen
  16. Verfasser

Die Kliniken

Das Heidekreis-Klinikum Soltau und das Heidekreis-Klinikum Walsrode sind Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung im Landkreis Heidekreis. Beide Kliniken werden von der Heidekreis-Kliniken gGmbH betrieben, die sich vollständig in der Trägerschaft des Landkreises Heidekreis befindet.

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Datenbasis

Das Heidekreis-Klinikum Soltau und das Heidekreis-Klinikum Walsrode wurden in den Krankenhausplan des Landes Niedersachsen aufgenommen. Beide Häuser besitzen jedoch keine eigene Rechtspersönlichkeit. Rechtlicher Träger dieser Kliniken ist die Heidekreis-Kliniken gGmbH. Die Jahresabschlüsse und der Lagebericht dieser Gesellschaft sind im elektronischen Unternehmensregister einsehbar. Es liegen daher nur eingeschränkt Daten zur Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der einzelnen Kliniken vor.

Strategische Ausrichtung

Die Heidekreis-Kliniken gGmbH steht vor der Herausforderung, dass sich ihr medizinisches Leistungsangebot auf zwei verschiedene Krankenhausstandorte konzentriert. Ein qualitätsorientierte und kosteneffiziente Krankenhausversorgung ist daher nur bedingt möglich. Vor diesem Hintergrund hat die Heidekreis-Kliniken gGmbH den Neubau eines zentralen Klinikums in Bad Fallingbostel beschlossen, welches im Jahr 2028 eröffnet werden soll.

Neben den beiden Kliniken in Soltau und Walsrode betreibt die Heidekreis-Kliniken gGmbH ein Medizinisches Versorgungszentrum.

Betten

Das Heidekreis- Klinikum Soltau verfügte in den Jahren 2018-2023 über 133 Betten. Das Heidekreis- Klinikum Walsrode hielt in dem gleichen Zeitraum 236 Betten vor. Hiervon entfielen circa 25 % auf die psychiatrische Versorgung von Patienten. Die Gesamtbettenzahl betrug im Berichtszeitraum 369.

Mitarbeiter

Im Mittel beschäftigten beide Kliniken im Berichtszeitraum im Durchschnitt 926 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Entwicklung der stationären Fallzahlen

Vor der Corona-Pandemie wurden in den beiden Kliniken im Mittel 17.725 Patienten stationär aufgenommen. Hiervon entfallen circa 70 % auf das Heidekreis-Klinikum Walsrode. Circa 8 % der Patienten wurden am Standort Walsrode psychiatrisch versorgt.

Bedingt durch die Folgen der Corona-Pandemie waren die Behandlungszahlen im Jahr 2020 rückläufig. Von 2019 auf 2020 sank die Anzahl der stationär behandelten Patienten um rund 13 %. Am stärksten war das Heidekreis-Klinikum Walsrode von diesem Rückgang betroffen. Für das Jahre 2021 lässt sich eine leichter Rückgang der Behandlungszahlen um 1 % feststellen. Das Jahr 2022 war mit einer Steigerung der stationären Behandlungszahlen um rund 1,58 % verbunden. Besonders profitieren hiervon konnte der Standort Walsrode. Für das Jahr 2023 lässt sich eine leichte Erhöhung der Behandlungszahlen um rund 1,31 % feststellen. Beide Kliniken haben von diesem Wachstum profitiert.

Abschließend ist festzuhalten, dass in beiden Heidekreis-Kliniken das Vor-Corona Niveau der Aufnahmezahlen nicht mehr erreicht werden konnte. Die Heidekreis-Kliniken gGmbH macht für den Rückgang der stationären Fallzahlen nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch einen schleichenden Vertrauensverlust der Bevölkerung verantwortlich.

Entwicklung des Case-Mix-Indexes

Die Angaben zum Case-Mix-Index (CMI) beziehen sich auf beide Kliniken. Der CMI lag vor der DRG-Neugestaltung im Jahr 2018 bei 0,971. Im Jahr 2019 betrug der CMI 0,994. Ab dem Jahr 2020 macht die Heidekreis-Kliniken gGmbH keine Abgaben mehr zur Entwicklung des CMI.

Entwicklung des Gesamtumsatzes

Der Gesamtumsatz der Heidekreis-Kliniken Soltau und Walsrode besteht mehrheitlich aus den Erlösen aus Krankenhausleistungen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen, Wahlleistungen sowie das Nutzungsentgelt der Ärzte spielen hingegen eine untergeordnete Rolle. Es liegen keine Informationen zur Verteilung des Gesamtumsatzes auf die beiden Kliniken vor. Es ist jedoch zu vermuten, dass das Heidekreis-Klinikum Walsrode aufgrund der höheren Bettenzahl den größten Anteil am Gesamtumsatz hat.

Der pandemiebedingte Abwärtstrend bei den Fallzahlen spiegelt sich nicht in der Umsatzentwicklung wider. Der Umsatz stieg von 65 € Mio. € im Jahr 2018 um rund 22 % auf insgesamt 79 Mio. € im Jahr 2023. Der Umsatz wird im Wesentlichen durch Erlöse aus Krankenhausleistungen getragen. Diese wurden maßgeblich von staatlichen Zuschüssen zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie sowie von einem gestiegenen Landesbasisfallwert beeinflusst.

Entwicklung des Gesamtaufwands

Der Gesamtaufwand der zwei Heidekreis-Kliniken ist von 86 Mio. € im Jahr 2018 um rund 19 % auf 102 Mio. € im Jahr 2023 gestiegen.

Der Gesamtaufwand besteht zum größten Teil aus dem Personalaufwand, gefolgt vom Materialaufwand und den sonstigen betrieblichen Aufwendungen. Zinsen und Abschreibungen und Steuern haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Der Personalaufwand ist von 52 Mio. € im Jahr 2018 um rund 17 % auf 61 Mio. € im Jahr 2023 gestiegen.

Diese Entwicklung ist sowohl auf die gestiegene Mitarbeiterzahlen als auch auf die höheren Tarifentgelte zurückzuführen. Zudem haben die Heidekreis-Kliniken eine vergleichsweise hohe Personalaufwandsquote.

Beim Materialaufwand lässt sich eine ähnliche Entwicklung wie beim Personalaufwand feststellen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges haben den Materialeinsatz deutlich verteuert. So ist der Materialaufwand von 2018 auf 2023 um rund 31 % angestiegen.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses

Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der, von den Heidekreis-Kliniken Soltau und Walsrode erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenüberstellt.

Hierbei wird zunächst deutlich, dass die Heidekreis-Kliniken gGmbH innerhalb des Berichtszeitraums nicht in die Verlustzone gekommen ist. Es wurden überwiegend nur sehr geringfügige Gewinne realisiert. Für das Jahr 2018 war der Jahresüberschuss nahe Null. Das Jahr 2020 hebt sich hingegen deutlich von den anderen Geschäftsjahren ab.

Der Jahresüberschuss wird maßgeblich durch das Betriebsergebnis bestimmt. Dabei hat sich gezeigt, dass die beiden Heidekreis-Kliniken trotz sinkender Patientenzahlen und steigender Kosten keine Verluste erwirtschaftet haben. Allerdings fallen die betrieblichen Gewinne vergleichsweise gering aus. Das Jahr 2020 stellt aufgrund der coronabedingten Ausgleichszahlungen eine Ausnahme dar.

Von besonderer Bedeutung ist zudem das Finanzergebnis. Insbesondere Aufwendungen aus der Übernahme von Verlusten, die durch das MVZ realisiert worden sind, haben den Jahresüberschuss gemindert.

Entwicklung der Rentabilitäten

Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses schlägt sich in den Renditekennzahler nieder.

Die betriebliche Umsatzrendite setzt das Betriebsergebnis in das Verhältnis zum Umsatz. Diese Kennzahl ist als ein Indikator der betriebswirtschaftlichen Effizienz anzusehen.

Die betriebliche Umsatzrendite der beiden Heidekreis-Kliniken bewegte sich bis auf das Ausnahmejahr 2020 in einem sehr niedrigen Bereich. Der Zentralwert beträgt 0,74% und liegt somit unter dem Median der in der Versorgungsregion realisiert wurde.

Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in das Verhältnis zum wirtschaftlichen Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals.

Die beiden Heidekreis-Kliniken haben im Berichtszeitraum nur eine sehr geringe Verzinsung des Eigenkapitals erzielt. Das Jahr 2020 ist als Ausreißer zu betrachten. Der Median der Eigenkapitalrendite betrug 0,3 % und lag damit unterhalb des Zentralwertes, der in der Versorgungsregion realisiert wurde.

Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals

Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote setzt das wirtschaftliche Eigenkapital ins Verhältnis zu Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote unterlag im Berichtszeitraum keinen signifikanten Veränderungen. Der Mittelwert lag bei 29 % und damit unter dem Durchschnitt aller Häuser in der Versorgungsregion.

Entwicklung der Liquidität

Bei Betrachtung der Liquiditätsentwicklung, gemessen an der Liquidität 3. Grades, fällt auf, dass diese im Berichtszeitraum Schwankungen unterlag. Sie betrug im Mittel 137 % und liegt somit oberhalb des Mindestwertes von 100%.

Ausblick

Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite- Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Die Heidekreis-Kliniken gGmbH sieht sich mit einem hohen Insolvenzrisiko konfrontiert. Der Insolvenzausfallwert befindet sich deutlichen im roten Bereich. Einer der wesentlichen Gründe hierfür liegt in der unzureichenden Ertragslage. Die Gesellschaft muss dringend Maßnahmen zur Restrukturierung einleiten. Auch ist das initiierte Bauprojekt mit Risiken behaftet.

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Quellen

Heidekreis-Kliniken gGmbH (2018): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2018.

Heidekreis-Kliniken gGmbH (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.

Heidekreis-Kliniken gGmbH (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.

Heidekreis-Kliniken gGmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.

Heidekreis-Kliniken gGmbH (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.

Heidekreis-Kliniken gGmbH (2023): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2023 bis zum 31.12. 2023.

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.

Verfasser

Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik

Alle Rechte beim Verfasser

Letzte Aktualisierung 13.02. 2025

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