Krankenhaus-Finanzreport Niedersachsen: Delme Klinikum

2019-2023

  1. Das Klinikum
  2. Strategische Ausrichtung
  3. Datenlage
  4. Betten
  5. Beschäftigte
  6. Entwicklung der Fallzahlen
  7. Entwicklung des Case-Mix-Indexes
  8. Entwicklung des Gesamtumsatzes
  9. Entwicklung des Gesamtaufwands
  10. Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
  11. Entwicklung der Renditen
  12. Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals
  13. Entwicklung der Liquidität
  14. Ausblick
  15. Quellen
  16. Verfasser

Das Klinikum

Das Delme Klinikum ist ein kommunales Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung in Delmenhorst. Es wird von der „Delme Klinikum Delmenhorst GmbH“ betrieben, die sich in der Trägerschaft der Stadt Delmenhorst befindet.

Strategische Ausrichtung

Das Delme Klinikum blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Ursprünglich wurde das Klinikum von einem freigemeinnützigen Träger betrieben, der aufgrund massiver wirtschaftlicher Schwierigkeiten im Jahr 2017 Insolvenz anmelden musste. Zudem litt das Klinikum aufgrund der Vorgänge um den Pfleger Nils Högel seit Jahren unter einem erheblichen Imageschaden. Im Jahr 2018 entschloss sich die Stadt Delmenhorst, das Klinikum aus der Insolvenzmasse zu erwerben. Anschließend wurden umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet und der Bau eines neuen Klinikgebäudes initiiert, welches im Jahr 2026 eröffnet werden soll.

Das Delme Klinikum ist alleiniger Anteilseigner eines Medizinischen Versorgungszentrums. Zudem betreibt das Klinikum eine Servicegesellschaft.

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Datenlage

Von der Delme Klinikum GmbH liegen aufgrund der Insolvenz nur für die Jahre 2019 bis 2023 aussagefähige Jahreabschlüsse vor.

Betten

Das Delme Klinikum verfügte im Durchschnitt über 290 vollstationäre Betten.

Beschäftigte

Im Delme Klinikum wurde 632 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Entwicklung der Fallzahlen

Vor der Corona-Pandemie wurden im Jahr 2019 15.889 Patienten stationär behandelt. Im Jahr 2020, dem ersten Jahr der Corona-Pandemie, reduzierte sich die DRG-Fallzahl um rund 13 %. In den Jahren 2021 und 2022 hat sich die Anzahl der stationär aufgenommenen Patienten nur geringfügig verändert. Für das Jahr 2023 ist eine deutliche Erhöhung der stationären Fälle um 11 % festzustellen.

Entwicklung des Case-Mix-Indexes

Der Case-Mix-Indes (CMI) lag vor der DRG-Neugestaltung bei einem Wert von 0,946 im Jahr 2019. Nach der DRG-Umstellung und dem pandemiebedingten Patientenrückgang hat sich der CMI im Jahr 2020 reduziert und betrug 0,813. Im Jahr 2021 lässt sich eine leichte Erhöhung des CMI auf 0,823 feststellen. Im Jahr 2022 reduzierte sich der CMI auf 0,817. Auch das Jahr 2023 ging mit einem Rückgang des CMI auf 0,787 einher.

Entwicklung des Gesamtumsatzes

Der Gesamtumsatz des Delme Klinikums setzt sich zum größten Teil aus den Erlösen aus Krankenhausleistungen zusammen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen des Krankenhauses sowie die Erlöse aus den Wahlleistungen und das Nutzungsentgelt der Ärzte haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Der pandemiebedingte Abwärtstrend bei den Fallzahlen spiegelt sich nicht in der Umsatzentwicklung wider. Der Umsatz stieg von 61 € Mio. € im Jahr 2019 um rund 25 % auf insgesamt 76 Mio. € im Jahr 2023. Der Grund für diese Entwicklung liegt in den staatlichen Zuschüssen zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie sowie in einem gestiegenen Landesbasisfallwert.

Entwicklung des Gesamtaufwands

Der Gesamtaufwand des Delme Klinikums ist von 138 Mio. € im Jahr 2019 um 28 % auf 100 Mio. € im Jahr 2023 gefallen.

Diese Entwicklung unterscheidet sich deutlich von anderen Krankenhäusern, die mit massiven Kostensteigerungen konfrontiert waren. Besonders im Fokus steht das Jahr 2019, in dem das Neubauprojekt initiiert wurde. Dies ging mit einer aufwandswirksamen Inanspruchnahme von Fördermitteln einher. Wird hingegen das Jahr 2020 als Ausgangspunkt genommen, so ist der Gesamtaufwand um rund 23 % gestiegen.

Einer der wesentlichen Kostenfaktoren ist der Personalaufwand. Diese ist von rund 35 Mio. € im Jahr 2019 um rund 23 % auf 43 Mio. € im Jahr 2023 gestiegen. Auch für das Corona-Jahr 2020 lässt sich kein auslastungsbedingter Rückgang der Personalkosten feststellen. Zudem sind pandemiebedingte Sonderzahlungen zu berücksichtigen.

Es sind sowohl die gestiegenen Mitarbeiterzahlen als auch die höheren Tarif-Entgelte, die das Wachstum des Personalaufwands beeinflusst haben. Abschließend ist zu anzumerken, dass das Delme Klinikum im Vergleich zu anderen Häusern eine niedrigere Personalaufwandsquote hat.

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor auf den Gesamtaufwand ist der Materialaufwand, der von 2019 auf 2023 um 24 % angestiegen ist.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges haben den Materialeinsatz deutlich erhöht. Bemerkenswert ist, dass die Steigerung im Vergleich zu anderen Häusern überdurchschnittlich hoch ausgefallen ist.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses

Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenübergestellt.

Hierbei wird deutlich, dass das Delme-Klinikum mit Ausnahme des Jahres 2020 ausschließlich in der Verlustzone gearbeitet hat.

Der Jahresüberschuss wird im Wesentlichen durch das Betriebsergebnis bestimmt.

Die Entwicklung des Betriebsergebnisses wird maßgeblich dadurch beeinflusst, dass die Aufwendungen im Personal- und Materialbereich ungeachtet sinkender Patientenzahlen deutlich stärker gestiegen sind als die Umsatzerlöse. Eine Ausnahme stellt das Jahr 2022 dar. In diesem Jahr wird zwar ein Betriebsgewinn generiert, der jedoch nicht ausreichend ist, um das deutliche negative Finanzergebnis zu kompensieren.

Entwicklung der Renditen

Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses schlägt sich in den Renditekennzahler nieder.

Die betriebliche Umsatzrendite setzt das Betriebsergebnis in das Verhältnis zum Umsatz des Klinikums. Diese Kennzahl ist als ein Indikator der betriebswirtschaftlichen Effizienz anzusehen.

Die betriebliche Umsatzrendite des Delme-Klinikums unterlag nicht unerheblichen Schwankungen. Der Median betrug -1,34 % und liegt damit unter der in der Versorgungsregion erzielten Zentralwert.

Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in Verhältnis zum Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals. Der Median der Eigenkapitalverzinsung betrug -12 % erzielt. Ein Wert, der sich deutlich von anderen Kliniken abhebt.

Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals

Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote setzt das wirtschaftliche Eigenkapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote des Delme-Klinikums hat sich innerhalb des Berichtszeitraums durch Einzahlungen in die Kapitalrücklage um 3 % erhöht. Sie betrug im Durchschnitt 9 % und liegt somit deutlich unterhalb der Idealquote von 30 %.

Entwicklung der Liquidität

Die Liquidität 3. Grades hat sich innerhalb des Berichtszeitraums deutlich reduziert. Die hohen Liquiditätswerte der Jahre 2019–2021 sind jedoch nicht als repräsentativ anzusehen, da sie einer sanierungsbedingten, längerfristigen Struktur der Verbindlichkeiten entspringen. Die Liquidität 3. Grades des Jahres 2022 befindet sich hingegen wieder auf einem Normalniveau. Der Liquiditätswert des Jahres 2023 ist hingegen nicht ideal.

Ausblick

Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite-, Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Der Insolvenzrisikowert des Delme-Klinikums hat sich innerhalb des Berichtszeitraum deutlich verschlechtert. Das Klinikum ist jedoch nicht akut von einer Insolvenz bedroht. Dennoch müssen dringend Maßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals und der Ertragskraft einleitet werden. Zudem ist der Klinikneubau auch mit wirtschaftlichen Risiken verbunden.

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Quellen

Delme-Klinikum GmbH (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.

Delme-Klinikum GmbH (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.

Delme-Klinikum GmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.

Delme-Klinikum GmbH (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.

Delme-Klinikum GmbH (2023): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2023 bis zum 31.12. 2023.

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.

Verfasser

Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik

Alle Rechte beim Verfasser

Letzte Aktualisierung 07.05. 2025

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