Krankenhaus-Finanzreport Niedersachsen: St.-Marien-Hospital, Friesoythe

  1. Das Krankenhaus
  2. Strategische Ausrichtung
  3. Betten
  4. Beschäftigte
  5. Entwicklung der stationären Fallzahlen
  6. Entwicklung des Case-Mix-Indexes
  7. Entwicklung des Gesamtumsatzes
  8. Entwicklung des Gesamtaufwands
  9. Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
  10. Entwicklung der Rentabilitäten
  11. Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals
  12. Entwicklung der Liquidität
  13. Ausblick
  14. Quellen

Das Krankenhaus

Das St.-Marien-Hospital ist ein kirchliches Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit Sitz in Friesoythe im Landkreis Cloppenburg. Es wird von der St.-Marien-Hospital gGmbH betrieben. Hauptanteilseignerin dieser Gesellschaft ist die St.-Marien-Stift Stiftung.

Strategische Ausrichtung

Das St.-Marien-Hospital ist ein Krankenhaus der Grundversorgung in einer ländlich geprägten Region. Neben dem klassischen Leistungsspektrum der Grundversorgung hat sich das Haus im stationären Bereich auf die bariatrische Chirurgie, die Geriatrie und die Suchtmedizin spezialisiert. Um die räumliche und technische Infrastruktur zu verbessern, wurden umfangreiche Neu- und Umbaumaßnahmen initiiert. Aufgrund der besonderen geografischen Lage des Krankenhauses kommt dem ambulanten Leistungsangebot eine besondere Bedeutung zu. Die St.-Marien-Hospital gGmbH betreibt daher neben dem St.-Marien-Hospital zusätzlich drei Medizinische Versorgungszentren.

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Betten

Das St.-Marien-Hospital verfügte in den Jahren 2018 bis 2023 im Mittel über 115 vollstationäre Betten.

Beschäftigte

Im St.-Marien-Hospital ist die Zahl der Beschäftigten von 304 im Jahr 2018 um rund 14 % auf 350 im Jahr 2023 angestiegen. Die durchschnittliche Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrug 324.

Entwicklung der stationären Fallzahlen

Die stationären Fallzahlen des St.-Marien-Hospitals sind im Berichtszeitraum rückläufig gewesen. Während im Jahr 2018 noch 6.512 Patientinnen und Patienten stationär aufgenommen wurden, betrug die stationäre Fallzahl im Jahr 2023 5.434.

Die Corona-Pandemie kann als einer der wesentlichen Gründe für den Rückgang von 16,55 % angesehen werden. Wie in vielen anderen Krankenhäusern ist es auch im St.-Marien-Hospital nach dem Ende der Pandemie zu keinem Nachholeffekt bei den Fallzahlen gekommen. Zudem fehlen dem St.-Marien-Hospital seit dem Wegfall der Betten in der Gynäkologie und Geburtshilfe die stationären Aufnahmen aus diesem Bereich.

Entwicklung des Case-Mix-Indexes

Der Case-Mix-Index (CMI) lag vor der DRG-Neugestaltung bei einem Wert von 0,883 im Jahr 2018 und 0,876 im Jahr 2019. Nach der DRG-Umstellung und dem pandemiebedingten Patientenrückgang hat sich der CMI im Jahr 2020 reduziert und betrug 0,704. In den Jahren 2021 und 2022 stieg der CMI auf 0,759 bzw. 0,832. Im Jahr 2023 ist der CMI auf 0,811 abgesunken.

Entwicklung des Gesamtumsatzes

Der Gesamtumsatz des St.-Marien-Hospitals setzt sich zum größten Teil aus den Erlösen aus Krankenhausleistungen zusammen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen des Krankenhauses sowie die Erlöse aus den Wahlleistungen und das Nutzungsentgelt der Ärzte haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Der Gesamtumsatz stieg von 25 Mio. € im Jahr 2018 um rund 20 % auf insgesamt 30 Mio. € im Jahr 2023. Der Abwärtstrend bei den Fallzahlen spiegelt sich nicht in der Umsatzentwicklung wider. Der Grund hierfür liegt in den staatlichen Zuschüssen zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie. Zudem ist ein gestiegener Landesbasisfallwert zu berücksichtigen.

Entwicklung des Gesamtaufwands

Der Gesamtaufwand des St.-Marien-Hospitals ist von 26 Mio. € im Jahr 2018 um 38 % auf 36 Mio. € im Jahr 2023 angestiegen.

Einer der wesentlichen Kostenfaktoren ist der Personalaufwand. Diese ist von 16 Mio. € im Jahr 2018 um rund 11 % auf 18 Mio. € im Jahr 2023 gestiegen.

Es sind sowohl die gestiegenen Mitarbeiterzahlen als auch die höheren Tarif-Entgelte, die das Wachstum des Personalaufwands beeinflusst haben. Abschließend ist zu anzumerken, dass das St.-Marien-Hospital im Vergleich zu anderen Häusern eine niedrigere Personalaufwandsquote hat.

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor auf den Gesamtaufwand ist der Materialaufwand, der von 2018 auf 2023 um rund 78 % angestiegen ist.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges haben den Materialeinsatz deutlich erhöht. Bemerkenswert ist, dass die Steigerung im Vergleich zu anderen Häusern überdurchschnittlich hoch ausgefallen ist.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses

Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenübergestellt.

Die Entwicklung des Jahresüberschuss des St.-Marien-Hospitals ist nicht zufriedenstellend. Bis auf das Jahr 2020 hat das Krankenhaus ausschließlich Verluste erwirtschaftet.

Die Entwicklung des Jahresüberschusses wurde maßgeblich durch den Verlauf des Betriebsergebnisses beeinflusst.

In den Jahren 2018 und 2019 lagen die erzielten Erlöse unter den Aufwendungen für Material, Personal, Abschreibungen usw., sodass ein negatives Betriebsergebnis und infolgedessen ein Jahresfehlbetrag verzeichnet wurde. Auslöser für den Betriebsgewinn im Jahr 2020 waren die Hilfen, die dem St.-Marien-Hospital zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie gewährt worden sind. Im Jahr 2021 konnte kein Betriebsgewinn realisiert werden, da trotz Corona-Hilfen die steigenden Aufwendungen insbesondere im Personalbereich nicht aufgefangen werden konnten. Trotz steigender Materialaufwendungen als Folge des Ukraine-Kriegs konnte im Jahr 2022 aufgrund einer außerordentlichen Ertragsverbesserung ein Betriebsgewinn realisiert werden. Das Jahr 2023 war erneut von einem deutlichen Rückgang des Betriebsergebnisses geprägt. Ursächlich hierfür sind der gesunkene Umsatz sowie die erneut gestiegenen operativen Aufwendungen. Bemerkenswert ist, dass sich das Betriebsergebnis im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Zehnfache verschlechtert hat.

Entwicklung der Rentabilitäten

Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses spiegelt sich zunächst in der betrieblichen Umsatzrendite wider. Diese Kennzahl setzt das Betriebsergebnis ins Verhältnis zum Umsatz eines Krankenhauses und dient somit als Indikator für die betriebswirtschaftliche Effizienz.

Die betriebliche Umsatzrendite des St.-Marien-Hospitals unterlag innerhalb des Berichtszeitraums erheblichen Schwankungen. Der Median betrug -0,23 % und lag damit deutlich unter dem in der Versorgungsregion erzielten Zentralwert.

Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in Verhältnis zum Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals.

Wie auch die betriebliche Umsatzrendite hat sich die Eigenkapitalrentabilität des St.-Marien-Hospitals sehr wechselhaft entwickelt. Der Median der Eigenkapitalverzinsung betrug -1,86 %. Ein Wert, der deutlicher unter dem Zentralwert liegt, der in der Versorgungsregion realisiert wurde.

Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals

Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote ergibt sich aus dem Verhältnis des wirtschaftlichen Eigenkapitals zur Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote des St.-Marien-Hospitals hat sich innerhalb des Berichtszeitraums nicht wesentlich verändert. Der Median betrug 26 % und liegt damit unter der Idealquote von 30 %.

Entwicklung der Liquidität

Die Zahlungsfähigkeit des St.-Marien-Hospitals soll im Folgenden anhand der Liquidität 3. Grades beurteilt werden.

Die Liquidität 3. Grades unterlag im Berichtszeitraum erheblichen Schwankungen. Die deutliche Erhöhung in den Jahren 2022 und 2023 ist auf Stützungsmaßnahmen der Hauptgesellschafterin zurückzuführen. Der Median betrug bei 258 % und liegt über dem Mindestwert von 100 %.

Ausblick

Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite-, Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Der Insolvenzrisikowert des St.-Marien-Hospitals hat sich im Berichtszeitraum infolge von Sanierungsmaßnahmen zwar verbessert, dennoch steht das Krankenhaus vor einer ungewissen Zukunft. Mit lediglich 115 Betten ist die Einrichtung im Hinblick auf die bevorstehende Krankenhausreform als zu klein einzustufen. Die Krankenhausleitung hat diese Problematik bereits erkannt und diskutiert mögliche Lösungsansätze – etwa die Initiierung von Kooperationsmodellen mit benachbarten Kliniken, um auch künftig an der stationären Versorgung teilhaben zu können. Unabhängig davon müssen dringend weitere Maßnahmen zur Stärkung der Ertragskraft, der Eigenkapitalausstattung sowie zur Verbesserung der Liquidität ergriffen werden.

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Quellen

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.

St.-Marien-Hospital gGmbH (2018): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2018.

St.-Marien-Hospital gGmbH (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.

St.-Marien-Hospital gGmbH (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.

St.-Marien-Hospital gGmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.

St.-Marien-Hospital gGmbH (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.

St.-Marien-Hospital gGmbH (2023): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2023 bis zum 31.12. 2023.

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