Krankenhaus-Finanzreport Niedersachsen: Elisabeth-Krankenhaus Thuine

  1. Das Krankenhaus
  2. Betten
  3. Beschäftigte
  4. Entwicklung der stationären Fallzahlen
  5. Entwicklung des Case-Mix-Indexes
  6. Entwicklung der Gesamtumsatzes
  7. Entwicklung des Gesamtaufwands
  8. Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
  9. Entwicklung der betrieblichen Umsatzrendite
  10. Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals
  11. Entwicklung der Liquidität
  12. Ausblick
  13. Quellen
  14. Verfasser

Das Krankenhaus

Das Elisabeth-Krankenhaus Thuine war ein katholisches Krankenhaus der Grundversorgung. Es wurde von der Niels-Stensen-Kliniken Elisabeth-Krankenhaus Thuine GmbH betrieben. Hauptgesellschafter dieser Gesellschaft war die Niels-Stensen-Kliniken GmbH, ein Verbund somatischer Krankenhäuser sowie Fachkliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Innere Medizin in der Gesundheitsregion Osnabrücker Land und im Landkreis Emsland.

Aufgrund massiver wirtschaftlicher Schwierigkeiten und deutlicher Personalengpässe stellte die Geschäftsführung der Niels-Stensen-Kliniken Elisabeth-Krankenhaus Thuine GmbH im Jahr 2024 beim zuständigen Amtsgericht einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens gemäß § 270d InsO. Ziel dieses Verfahrens war es, die Gesellschaft in eigener Verantwortung zu sanieren. Das Sanierungskonzept wurde jedoch im November 2024 vom Krankenhausplanungsausschuss des Landes Niedersachsen abgelehnt. Da dadurch eine Fortführung des Krankenhausbetriebs nicht mehr möglich war, wurde das Elisabeth-Krankenhaus Thuine Ende Februar 2025 geschlossen.

Betten

Das Elisabeth-Krankenhaus Thuine verfügte in den Jahren 2018 bis 2023 im Mittel über 117 vollstationäre Betten.

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Beschäftigte

Die Zahl der Beschäftigten im Elisabeth-Krankenhaus Thuine ist von 433 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2018 um 27 % auf 551 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2023 gestiegen.

Entwicklung der stationären Fallzahlen

Die stationären Fallzahlen sind im Zeitraum von 2018 bis 2022 insgesamt um rund 17 % gestiegen. Selbst die Corona-Pandemie hatte keine signifikanten Auswirkungen auf die Bettenbelegung. Erst im Jahr 2023 war ein Rückgang der stationären Aufnahmen um etwa 4 % zu verzeichnen. Als mögliche Ursache gelten Engpässe im Personalbereich, die eine höhere Auslastung verhindert haben könnten.

Entwicklung des Case-Mix-Indexes

Der Case-Mix-Indes (CMI) lag vor der DRG-Neugestaltung bei einem Wert von 0,919 im Jahr 2018 und 0,880 im Jahr 2019. Nach der DRG-Umstellung und dem pandemiebedingten Patientenrückgang hat sich der CMI im Jahr 2020 reduziert und betrug 0,818. Im Jahr 2021 bleibt der CMI unverändert. Im Jahr 2022 stieg der CMI auf 0,846. Das Jahr 2023 ging wiederum mit einem Rückgang des CMI auf 0,802 einher.

Entwicklung der Gesamtumsatzes

Der Gesamtumsatz des Elisabeth-Krankenhauses Thuine setzt sich zum größten Teil aus den Erlösen aus Krankenhausleistungen zusammen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen des Krankenhauses sowie die Erlöse aus den Wahlleistungen und das Nutzungsentgelt der Ärzte haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Der Gesamtumsatz stieg von 23 Mio. € im Jahr 2018 um rund 52 % auf insgesamt 35 Mio. € im Jahr 2023. Dieses deutliche Umsatzwachstum ist zum einen auf die steigenden Patientenzahlen und zum anderen auf staatliche Zuschüsse zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen. Zudem wurde der Landesbasisfallwert angehoben.

Entwicklung des Gesamtaufwands

Der Gesamtaufwand des Elisabeth-Krankenhauses Thuine ist von 26 Mio. € im Jahr 2018 sehr deutlich um rund 86 % auf 48 Mio. € im Jahr 2023 angestiegen.

Einer der wesentlichen Kostenfaktoren ist der Personalaufwand. Diese ist von 17 Mio. € im Jahr 2018 um rund 49 % auf 26 Mio. € im Jahr 2023 gestiegen.

Das im Vergleich zu anderen Kliniken sehr deutliche Wachstum des Personalaufwands ist sowohl auf die gestiegene Mitarbeiterzahl als auch auf die höheren Tarifentgelte zurückzuführen. Eine weitere Ursache kann die im Vergleich zu anderen Häusern überdurchschnittlich hohe Personalaufwandsquote sein.

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor auf den Gesamtaufwand ist der Materialaufwand, der von 2018 auf 2023 um über 100 % angestiegen ist. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges haben den Materialeinsatz deutlich erhöht. Zudem war das Elisabeth-Krankenhaus Thuine aufgrund von Personalengpässen gezwungen, mit Honorarkräften zu arbeiten. Bemerkenswert ist, dass die Steigerung im Vergleich zu anderen Häusern überdurchschnittlich hoch ausgefallen ist.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses

Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenübergestellt.

Mit Ausnahme des Jahres 2020, hat das Elisabeth-Krankenhaus Thuine ausschließlich Verluste realisiert. Bemerkenswert ist, dass sich der Jahresfehlbetrag im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um über 8 Mio. € erhöht hat.

Die Entwicklung des Jahresüberschusses wurde maßgeblich durch den Verlauf des Betriebsergebnisses beeinflusst. Da die Aufwendungen – insbesondere für Personal und Material – stärker gestiegen sind als die Umsatzerlöse, hat das Elisabeth-Krankenhaus Thuine negative Betriebsergebnisse realisiert. Der im Jahr 2020 erzielte Betriebsgewinn wurde durch einmalige Corona-bedingte Sonderzahlungen verzerrt.

Entwicklung der betrieblichen Umsatzrendite

Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses spiegelt sich in der betrieblichen Umsatzrendite wider. Diese Kennzahl setzt das Betriebsergebnis ins Verhältnis zum Umsatz des Elisabeth-Krankenhauses Thuine und dient somit als Indikator für die betriebswirtschaftliche Effizienz.

Die betriebliche Umsatzrendite des Elisabeth-Krankenhauses Thuine hat sich innerhalb des Berichtszeitraums bis Ausnahme des Jahres 2020 stetig verschlechtert. Der Median betrug -4,70 % und lag damit deutlich unter dem in der Versorgungsregion erzielten Zentralwert.

Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals

Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote ergibt sich aus dem Verhältnis des wirtschaftlichen Eigenkapitals zur Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote des Elisabeth-Krankenhauses Thuine hat sich innerhalb des Berichtszeitraums deutlich reduziert. Aufgrund eines negatives bilanziellen Eigenkapitals und nicht ausreichender anteiliger Sonderposten war die wirtschaftliche Eigenkapitalquote im Jahr 2023 deutlich negativ. Der Median der wirtschaftlichen Eigenkapitalquote betrug 18,50 % und lag damit deutlich unter dem in der Versorgungsregion erzielten Zentralwert.

Entwicklung der Liquidität

Die Zahlungsfähigkeit des Elisabeth-Krankenhauses Thuine soll im Folgenden anhand der Liquidität 3. Grades beurteilt werden.

Während sich die Liquidität 3. Grades in den Jahren 2018 bis 2021 noch auf einem angemessenen Niveau befand, verschlechterten sich die Werte in den Jahren 2022 und 2023 deutlich.

Ausblick

Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite-, Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Der Insolvenzrisikowert des Elisabeth-Krankenhauses Thuine unterlag im Berichtszeitraum erheblichen Schwankungen, bewegte sich jedoch durchgehend deutlich im „roten Bereich“. Die akuten wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Krankenhauses führten letztlich zur Einleitung des Schutzschirmverfahrens. Das erarbeitete Sanierungskonzept fand jedoch keine Zustimmung im Krankenhausplanungsausschuss des Landes Niedersachsen, so dass die Schließung des Elisabeth-Krankenhauses Thuine unausweichlich war. Unabhängig davon war die Zukunftsfähigkeit des Elisabeth-Krankenhauses Thuine als Einrichtung der Grundversorgung angesichts der bevorstehenden Krankenhausreform ohnehin stark eingeschränkt.

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Quellen

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.

Niels-Stensen-Kliniken Elisabeth-Krankenhaus Thuine GmbH (2018): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2018.

Niels-Stensen-Kliniken Elisabeth-Krankenhaus Thuine GmbH (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.

Niels-Stensen-Kliniken Elisabeth-Krankenhaus Thuine GmbH (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.

Niels-Stensen-Kliniken Elisabeth-Krankenhaus Thuine GmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.

Niels-Stensen-Kliniken Elisabeth-Krankenhaus Thuine GmbH (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.

Niels-Stensen-Kliniken Elisabeth-Krankenhaus Thuine GmbH (2023): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2023 bis zum 31.12. 2023.

Verfasser

Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik

Alle Rechte beim Verfasser

Letzte Aktualisierung 08.07. 2025

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