Krankenhaus Finanzreport Niedersachsen: AMEOS Klinikum Alfeld

  1. Das Klinikum
  2. Trägerstruktur und Datenbasis
  3. Strategische Ausrichtung
  4. Betten
  5. Beschäftigte
  6. Entwicklung der stationären Fallzahlen
  7. Entwicklung des Case-Mix-Indexes
  8. Entwicklung des Gesamtumsatzes
  9. Entwicklung des Gesamtaufwands
  10. Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
  11. Entwicklung der Rentabilitäten
  12. Entwicklung der wirtschaftlichen Eigenkapitalquote
  13. Entwicklung der Liquidität
  14. Ausblick
  15. Quellen
  16. Verfasser
  17. Disclaimer

Das Klinikum

Das AMEOS Klinikum Alfeld ist ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung. Bis zum Jahr 2024 umfasste das medizinische Angebot stationäre Abteilungen für Chirurgie und Innere Medizin. Im Jahr 2025 wurde das Leistungsangebot vollständig neu ausgerichtet: Seither konzentriert sich das Klinikum auf die Schmerzmedizin und die Psychiatrie. Dabei wird besonderer Wert auf eine Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung gelegt. So besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem AMEOS Poliklinikum Leinebergland.

Trägerstruktur und Datenbasis

Das AMEOS Klinikum Alfeld wird von der AMEOS Klinikum Alfeld GmbH betrieben, die Teil der AMEOS Gruppe ist, einer der größten privaten Klinikketten in Deutschland. Im elektronischen Unternehmensregister sind die Jahresabschlüsse der AMEOS Klinikum Alfeld GmbH für die Jahre 2018 bis 2023 hinterlegt.

Strategische Ausrichtung

Die AMEOS Gruppe hat ihren Klinikstandort Alfeld vor dem Hintergrund der schwierigen Rahmenbedingungen im Krankenhaussektor strategisch neu ausgerichtet. Das bisherige Behandlungsspektrum in der Chirurgie und Inneren Medizin wurde zugunsten der Schmerztherapie aufgegeben. Darüber hinaus wurden neue Behandlungsmöglichkeiten im Bereich der Psychiatrie geschaffen.

Die AMEOS Gruppe möchte mit dem Klinikum in Alfeld nicht nur den Versorgungsauftrag sicherstellen. Die AMEOS Klinikum Alfeld GmbH fungiert zudem als Plattform für den Erwerb weiterer Gesellschaften im Gesundheitswesen. Im Zeitraum von 2018 bis 2023 hat sich das Finanzanlagevermögen der Gesellschaft um über 20 Millionen Euro erhöht.

Betten

Die Zahl der Betten hat sich von 133 im Jahr 2018 auf 125 im Jahr 2023 reduziert. Im Jahr 2024 erfolgte ein weiterer deutlicher Bettenabbau um mehr als 60 Prozent.

Beschäftigte

Die Zahl der Mitarbeitenden ist von 217 im Jahr 2018 um rund 6 Prozent auf 203 im Jahr 2023 gesunken. Im Durchschnitt waren 203 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Entwicklung der stationären Fallzahlen

Bereits vor der Corona-Pandemie war die Zahl der stationären Aufnahmen leicht rückläufig.

Im Jahr 2020, dem ersten Pandemiejahr, sank die Zahl der stationären Fälle um rund 21 Prozent. 2021 ging die Fallzahl erneut um 20 Prozent zurück. In den Jahren 2022 und 2023 stiegen die stationären Aufnahmen mit dem Ende der Pandemie wieder an – um 16 Prozent beziehungsweise 6 Prozent. Die bisher höchste Zahl der stationären Aufnahmen – 5.299 Patienten im Jahr 2018 – konnte jedoch nicht wieder erreicht werden.

Entwicklung des Case-Mix-Indexes

Es liegen keine Daten zur Entwicklung des Case-Mix-Indexes vor.

Entwicklung des Gesamtumsatzes

Der Gesamtumsatz des AMEOS Klinikums Alfeld setzt sich größtenteils aus den Erlösen für Krankenhausleistungen auf Basis von DRG-Fallpauschalen zusammen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen des Krankenhauses sowie die Erlöse aus den Wahlleistungen und das Nutzungsentgelt der Ärzte haben eine eher untergeordnete Bedeutung.

Der Gesamtumsatz des AMEOS Klinikums Alfeld ist von 20 Mio. € im Jahr 2018 um rund 19 Prozent auf 24 Mio. € im Jahr 2023 gestiegen. Bemerkenswert ist, dass sich der pandemiebedingte Rückgang der Fallzahlen nicht in der Umsatzentwicklung widerspiegelt. Dies ist vor allem auf staatliche Zuschüsse zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen. Zudem wurde der Landesbasisfallwert im Berichtszeitraum mehrfach angehoben. Ebenso sind die gestiegenen Patientenzahlen zu beachten.

Entwicklung des Gesamtaufwands

Der Gesamtaufwand des AMEOS Klinikums Alfeld ist von 22 Mio. € im Jahr 2018 signifikant um 47 Prozent auf 33 Mio. € im Jahr 2023 angewachsen.

Der Personalaufwand stellt einen der wesentlichen Kostenfaktoren dar. Bedingt durch den Rückgang der Beschäftigtenzahl ist der Personalaufwand von 10 Mio. € im Jahr 2018 um rund 20 Prozent auf 8 Mio. € im Jahr 2023 gefallen.

Ein maßgeblicher Treiber des Anstiegs des Gesamtaufwands war auch der Materialaufwand, der in dem Zeitraum von 2018 bis 2023 um 97 Prozent zugenommen hat. Wesentliche Ursachen hierfür sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie die Folgen des Ukraine-Krieges, die den Materialeinsatz sehr erheblich erhöht haben.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses

Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenübergestellt.

Nachdem in den Jahren 2018 und 2019 noch Jahresüberschüsse erzielt worden waren, kam es in den Folgejahren zu einer deutlichen Verschlechterung der Ergebnissituation. Besonders hervorzuheben ist der starke Anstieg des Jahresfehlbetrags im Jahr 2021. Ab 2022 ließ sich anschließend eine signifikante Verbesserung der Gewinnsituation beobachten.

Einer der zentralen Einflussfaktoren der Ergebnisentwicklung war das Betriebsergebnis. Dem AMEOS Klinikum Alfeld gelang es im Berichtszeitraum nicht, einen Betriebsgewinn zu erzielen. Der deutliche Anstieg sowohl des Personal- als auch des Materialaufwands konnte nicht ausreichend begrenzt werden, sodass sich der Betriebsverlust im Zeitraum von 2018 bis 2023 mehr als verdoppelte.

Aufgrund des umfangreichen Finanzanlagevermögens kommt dem Finanzergebnis eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung des Jahresüberschusses zu. Dieses Ergebnis war aufgrund von Beteiligungserträgen durchgehend positiv und konnte die negative Entwicklung des Betriebsergebnisses teilweise kompensieren. Insgesamt zeigt sich somit, dass die Ertragslage des Klinikums in den betrachteten Jahren stark von der Entwicklung des Betriebsergebnisses geprägt war, während das Finanzergebnis einen stabilisierenden Effekt auf den Jahresüberschuss hatte.

Entwicklung der Rentabilitäten

Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses spiegelt sich zunächst in der betrieblichen Umsatzrendite wider. Diese Kennzahl setzt das Betriebsergebnis ins Verhältnis zum Umsatz und dient somit als Indikator für die betriebswirtschaftliche Effizienz.

Das AMEOS Klinikums Alfeld wies eine durchgehend eine negative betriebliche Umsatzrendite aus. Die Entwicklung reflektiert das anhaltend negative Betriebsergebnis.

Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in Verhältnis zum Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals.

Die Eigenkapitalrentabilität entwickelte sich im Betrachtungszeitraum sehr volatil.

Die Eigenkapitalrentabilität war in den Jahren 2018 und 2019 zunächst positiv. In den Jahren 2020 und 2021 sank die Eigenkapitalrentabilität aufgrund der stark gestiegenen Aufwendungen deutlich. Eine negative Verzinsung von 45 Prozent im Jahr 2021 verdeutlicht das Ausmaß der wirtschaftlichen Verschlechterung. Ab dem Jahr 2022 konnte dann wieder eine zufriedenstellende Verzinsung erzielt werden. Mit einer Eigenkapitalrentabilität von 29 Prozent wurde im Jahr 2022 der Höchststand erreicht.

Entwicklung der wirtschaftlichen Eigenkapitalquote

Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote ergibt sich aus dem Verhältnis des wirtschaftlichen Eigenkapitals zur Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote hat sich von 42 Prozent im Jahr 2018 um 25 Prozentpunkte auf 17 Prozent im Jahr 2023 reduziert. Wesentlichen Einfluss auf diese Entwicklung hatte insbesondere die zunehmende Verschuldung.

Entwicklung der Liquidität

Die Zahlungsfähigkeit des AMEOS Klinikums Alfeld soll anhand der Liquidität 3. Grades beurteilt werden. Diese Kennzahl zeigt, inwieweit ein Krankenhaus seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit dem gesamten Umlaufvermögen decken kann. Grundsätzlich sollte die Liquidität 3. Grades einen Wert von mindestens 100 % erreichen, um eine ausreichende Zahlungsfähigkeit sicherzustellen.

Nach einem soliden Liquiditätswert von 147 Prozent im Jahr 2018 bewegte sich die Liquiditätslage in den Jahren 2019 bis 2022 unterhalb des zufriedenstellenden Niveaus. Erst im Geschäftsjahr 2023 trat eine deutliche Verbesserung ein.

Ausblick

Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite-, Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Trotz einer deutlichen Verbesserung des Insolvenzrisikowerts im Jahr 2023 bleibt die wirtschaftliche Situation des AMEOS Klinikums Alfeld angespannt. Der Fortbestand der Klinik ist weiterhin gefährdet und ohne unterstützende Maßnahmen langfristig nicht gesichert.

Quellen

AMEOS Klinikum Alfeld GmbH (2018): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2018.

AMEOS Klinikum Alfeld GmbH (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2019.

AMEOS Klinikum Alfeld GmbH (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.

AMEOS Klinikum Alfeld GmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.

AMEOS Klinikum Alfeld GmbH (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.

AMEOS Klinikum Alfeld GmbH (2023): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2023 bis zum 31.12. 2023.

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2024): Planbettenübersicht 2024.

Verfasser

Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik

Alle Rechte beim Verfasser

Letzte Aktualisierung 19.10.2025

Disclaimer

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