- Die Kliniken
- Datenbasis
- Strategische Ausrichtung
- Betten
- Beschäftigte
- Entwicklung der stationären Fallzahlen
- Entwicklung des Case-Mix-Indexes
- Entwicklung des Gesamtumsatzes
- Entwicklung des Gesamtaufwands
- Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
- Entwicklung der Rentabilitäten
- Entwicklung der wirtschaftlichen Eigenkapitalquote
- Entwicklung der Liquidität
- Ausblick
- Quellen
- Verfasser
Die Kliniken
Die Aller-Weser-Klinik Achim und die Aller-Weser-Klinik Verden sind Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung im Landkreis Verden.

Beide Kliniken werden von der Aller-Weser-Klinik gGmbH betrieben, die sich in der Trägerschaft des Landkreises Verden sowie der Städte Achim und Verden befindet.

Datenbasis
Die Aller-Weser-Klinik Achim und die Aller-Weser-Klinik Verden wurden in den Krankenhausplan des Landes Niedersachsen aufgenommen. Beide Häuser besitzen jedoch keine eigene Rechtspersönlichkeit. Rechtlicher Träger dieser Kliniken ist die Aller-Weser-Klinik gGmbH. Die Jahresabschlüsse und der Lagebericht dieser Gesellschaft sind im elektronischen Unternehmensregister einsehbar. Es liegen daher nur eingeschränkt Daten zur Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der einzelnen Aller-Weser-Kliniken vor.
Strategische Ausrichtung
Die Aller-Weser-Klinik gGmbH hat das zentrale Ziel, eine flächendeckende und wohnortnahe Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung des Landkreises Verden auf hohem Qualitätsniveau sicherzustellen. Dabei setzt die Gesellschaft bewusst auf zwei Klinikstandorte, deren medizinische Leistungsangebote aufeinander abgestimmt sind.
Betten
Die Aller-Weser-Klinik Achim verfügte in den Jahren 2018-2022 im Mittel über 124 Betten. Die Aller-Weser-Klinik Verden hielt in dem gleichen Zeitraum im Durchschnitt 131 Betten vor. Die Gesamtbettenzahl betrug im Berichtszeitraum im Mittel 255.
Beschäftigte
Im Mittel beschäftigten beide Kliniken im Berichtszeitraum 751 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Entwicklung der stationären Fallzahlen
Die Aller-Weser-Klinik gGmbH veröffentlicht keine Daten zur Entwicklung der stationären Behandlungszahlen in den einzelnen Kliniken.
Im Jahr 2018 wurden in den beiden Aller-Weser-Kliniken 14.609 Patienten stationär aufgenommen. Im Jahr 2019 stiegen die stationären Behandlungsfälle um rund 4 % auf 15.247.

Bedingt durch die Folgen der Corona-Pandemie waren die Behandlungszahlen im Jahr 2020 rückläufig. Von 2019 auf 2020 sank die Anzahl der stationär behandelten Patienten um rund 12 %. Für das Jahre 2021 lässt sich eine Erhöhung der Behandlungszahlen um 5,5 % feststellen. Das Jahr 2022 war wiederum mit einem Rückgang der stationären Fallzahlen um rund 3 % verbunden.
Entwicklung des Case-Mix-Indexes
Die Aller-Weser-Klinik gGmbH veröffentlicht keine Daten zur Entwicklung des Case-Mix-Indexes.
Entwicklung des Gesamtumsatzes
Der Gesamtumsatz der Aller-Weser-Kliniken besteht größtenteils aus den Erlösen aus Krankenhausleistungen. Die Erlöse aus ambulanten Leistungen und aus Wahlleistungen sowie das Nutzungsentgelt der Ärzte spielen hingegen eine untergeordnete Rolle. Es liegen keine Informationen zur Verteilung des Gesamtumsatzes auf die beiden Kliniken vor.

Der pandemiebedingte Abwärtstrend bei den Fallzahlen spiegelt sich nicht in der Umsatzentwicklung wider. Der Umsatz stieg von 49 € Mio. € im Jahr 2018 um rund 38 % auf insgesamt 68 Mio. € im Jahr 2022. Der Umsatz wird im Wesentlichen durch Erlöse aus Krankenhausleistungen getragen. Diese wurden maßgeblich von staatlichen Zuschüssen zur Kompensation der Folgen der Corona-Pandemie sowie von einem gestiegenen Landesbasisfallwert beeinflusst.
Entwicklung des Gesamtaufwands
Der Gesamtaufwand der zwei Aller-Weser-Kliniken ist von 58 Mio. € im Jahr 2018 um rund 48 % auf 86 Mio. € im Jahr 2022 gestiegen. Eine Steigerung, die sich sehr deutlich von anderen Kliniken in der Versorgungsregion abhebt.

Der Gesamtaufwand besteht zum größten Teil aus dem Personalaufwand, gefolgt vom Materialaufwand und den sonstigen betrieblichen Aufwendungen. Zinsen und Abschreibungen und Steuern haben eine eher untergeordnete Bedeutung.
Der Personalaufwand ist von 37 Mio. € im Jahr 2018 um 24 % auf 46 Mio. € im Jahr 2022 gestiegen.

Diese Entwicklung ist sowohl auf die gestiegene Mitarbeiterzahlen als auf die auf die höheren Tarifentgelte zurückzuführen. Zudem haben die Aller-Weser-Kliniken in Achim und Verden eine vergleichsweise hohe Personalaufwandsquote.
Der Materialaufwand ist von 2018 auf 2022 um rund 77 % angestiegen. Eine sehr deutliche Steigerung, die sich signifikant von anderen Krankenhäusern abhebt. Einerseits haben die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs den Materialeinsatz deutlich verteuert. Andererseits musste insbesondere die Aller-Weser-Klinik in Verden aufgrund eines Personalmangels verstärkt auf Zeitarbeitskräfte zurückgreifen, die wiederum die Materialkosten nach oben getrieben haben.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der von den Aller-Weser-Kliniken in Achim und Verden erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenüberstellt.

Hierbei ist festzustellen, dass die beiden Aller-Weser-Kliniken ausschließlich in der Verlustzone gearbeitet haben. Zudem ist bemerkenswert, dass sich der Jahresfehlbetrag innerhalb des Berichtszeitraums um rund 19 % erhöht hat.

Einer der wesentlichen Gründe für die Verlustrealisation ist die negative Entwicklung des Betriebsergebnisses. Die deutlich gestiegenen Aufwendungen für Personal und Material konnten vor dem Hintergrund sinkender Fallzahlen nicht durch entsprechende Erlössteigerungen kompensiert werden.

Entwicklung der Rentabilitäten
Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses schlägt sich in den Renditekennzahler nieder.
Die betriebliche Umsatzrendite setzt das Betriebsergebnis in das Verhältnis zum Umsatz. Diese Kennzahl ist als ein Indikator der betriebswirtschaftlichen Effizienz anzusehen.

Die betriebliche Umsatzrendite der Aller-Weser-Kliniken lag innerhalb des Berichtszeitraum deutlich im negativen Bereich. Sie betrug im Mittel -11 % und hebt sich auch in dieser Hinsicht signifikant von der Durchschnittrendite ab, die in der Versorgungsregion realisiert wurde.
Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in Verhältnis zum wirtschaftlichen Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals.

Die beiden Aller-Weser-Kliniken haben innerhalb des Berichtszeitraums eine deutlich negative Verzinsung des Eigenkapitals realisiert. Zwar hat sich die Eigenkapitalrentabilität von 2018 auf 2022 deutlich verbessert, dennoch sind diese Werte in keiner Hinsicht als zufriedenstellend einzuordnen. Der Median der Eigenkapitalrentabilität betrug -53 % und liegt somit unterhalb des Zentralwerts der Rendite, der in der Versorgungsregion realisiert wurde.
Die Ursachen für die Entwicklung liegen einerseits in der schwachen Ertragslage der Aller-Weser-Kliniken und andererseits in der niedrigen Eigenkapitalausstattung.
Entwicklung der wirtschaftlichen Eigenkapitalquote
Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote setzt das wirtschaftliche Eigenkapital ins Verhältnis zu Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote hat sich von 5 % im Jahr 2018 um 360 % auf 23 % im Jahr 2022 erhöht. Wesentliche Ursache hierfür sind die Einzahlungen in die Kapitalrücklage, die die kommunalen Gesellschafter der Aller-Weser-Kliniken gGmbH geleistet haben. Dennoch ist die wirtschaftliche Eigenkapitalquote absolut und relativ gesehen als zu niedrig einzustufen.
Entwicklung der Liquidität
Bei Betrachtung der Liquiditätsentwicklung, gemessen an der Liquidität 3. Grades, fällt auf, dass sich diese im Berichtszeitraum erhöht hat. Dennoch ist die Liquiditätsausstattung als zu niedrig einzustufen. Sie betrug im Mittel 82 % und liegt somit unterhalb des Mindestwertes von 100%.

Ausblick
Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite-, Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Die Aller-Weser-Klinik gGmbH sieht sich mit einem hohen Insolvenzrisiko konfrontiert. Zwar hat sich der Insolvenzausfallwert innerhalb des Berichtszeitraumes verbessert, die Wahrscheinlichkeit einer existenzbedrohenden Krise ist aber weiterhin sehr hoch. Eine nachhaltige Sicherung der Zukunft der Gesellschaft erfordert dringend die Einleitung von Restrukturierungsmaßnahmen und mittelfristig die Aufgabe des bisherigen Konzepts mit zwei Klinikstandorten. Ob letztere Maßnahmen angesichts der Gesellschafterstrukturen politisch durchsetzbar ist, bleibt fraglich.
Quellen
Aller-Weser-Klinik gGmbH (2018): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2018.
Aller-Weser-Klinik gGmbH (2019): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.
Aller-Weser-Klinik gGmbH (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.
Aller-Weser-Klinik gGmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.
Aller-Weser-Klinik gGmbH (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.
Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.
Verfasser
Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik
Alle Rechte beim Verfasser
Letzte Aktualisierung am 20.02. 2025
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