Krankenhaus-Finanzreport Niedersachsen: Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch & St. Johannes-Hospital

  1. Die Krankenhäuser
  2. Strategische Ausrichtung
  3. Datenbasis
  4. Betten
  5. Beschäftigte
  6. Entwicklung der stationären Fallzahlen
  7. Entwicklung des Case-Mix-Indexes
  8. Entwicklung des Gesamtumsatzes
  9. Entwicklung des Gesamtaufwands
  10. Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses
  11. Entwicklung der Rentabilitäten
  12. Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals
  13. Entwicklung der Liquidität
  14. Ausblick
  15. Quellen
  16. Verfasser

Die Krankenhäuser

Das Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch in Sande und das St. Johannes-Hospital in Varel sind Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung im Landkreis Friesland.

Beide Kliniken werden von der Friesland-Kliniken gGmbH betrieben, die sich vollständig im Besitz des Landkreises Friesland befindet.

Strategische Ausrichtung

Die Friesland-Kliniken gGmbH entstand im Jahr 2016 ursprünglich als Holding für die damals noch rechtlich eigenständigen Krankenhäuser in Sande und Varel. Im Jahr 2020 wurden die Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch gGmbH und die St. Johannes-Hospital gGmbH auf die Friesland-Kliniken gGmbH verschmolzen.

Die Friesland-Kliniken gGmbH verfolgt das Ziel, die medizinische Versorgung der Bevölkerung im Landkreis Friesland gezielt an zwei Klinikstandorten zu sichern. Hierzu wurde ein auf beide Kliniken abgestimmtes medizinisches Leistungsangebot geschaffen und in die bauliche Infrastruktur investiert.

Neben den beiden Krankenhäusern betreibt die Friesland-Kliniken gGmbH ein Alten- und Pflegeheim sowie mehrere Medizinische Versorgungszentren.

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Datenbasis

Das Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch und das St. Johannes-Hospital wurden in den Krankenhausplan des Landes Niedersachsen aufgenommen. Beide Häuser besitzen jedoch keine eigene Rechtspersönlichkeit. Rechtlicher Träger dieser Kliniken ist Friesland-Kliniken gGmbH. Die Jahresabschlüsse und der Lagebericht dieser Gesellschaft sind im elektronischen Unternehmensregister einsehbar. Es liegen daher nur eingeschränkt Daten zur Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der einzelnen Kliniken vor.

Betten

Das Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch verfügte in den Jahren 2018-2023 im Mittel über 355 Betten. Das St. Johannes-Hospital hielt in dem gleichen Zeitraum im Durchschnitt 153 Betten vor. Die Gesamtbettenzahl der Friesland-Kliniken gGmbH betrug im Berichtszeitraum im Mittel 508.

Beschäftigte

Die Friesland-Kliniken gGmbH gibt nicht die Anzahl der Beschäftigten, sondern die Zahl der Vollkräfte (VK) an. Diese ist im Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch, im St. Johannes-Hospital sowie in den weiteren Einrichtungen von rund 950 im Jahr 2018 um etwa 12 % auf 1.065 im Jahr 2023 gestiegen.

Entwicklung der stationären Fallzahlen

Die stationären Fallzahlen in beiden Krankenhäusern sind von 23.625 behandelten Patientinnen und Patienten im Jahr 2018 um rund 8 % auf 21.660 im Jahr 2023 gesunken.

Es ist anzunehmen, dass dieser Rückgang einerseits auf die Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Andererseits können wiederkehrende Personalengpässe eine höhere Bettenauslastung verhindert haben.

Entwicklung des Case-Mix-Indexes

Die Angaben zum Case-Mix-Index (CMI) beziehen sich auf beide Kliniken. Der Case-Mix-Index (CMI) lag vor der DRG-Neugestaltung bei einem Wert von 1,08 im Jahr 2018 und 1,05 im Jahr 2019. Nach der DRG-Umstellung und dem pandemiebedingten Patientenrückgang hat sich der CMI in den Jahren 2020 und 2021 reduziert und betrug 0,88 bzw. 0,86. Das Jahr 2022 war mit einem Anstieg des CMI auf 0,88 verbunden. Im Jahr 2023 fiel der CMI auf 0,83.

Entwicklung des Gesamtumsatzes

Der Gesamtumsatz der Friesland-Kliniken gGmbH stieg von 118 Mio. € im Jahr 2018 um rund 20 % auf insgesamt 143 Mio. € im Jahr 2023.

Der Gesamtumsatz der Friesland-Kliniken gGmbH setzt sich größtenteils aus Erlösen aus Krankenhausleistungen zusammen. Erlöse aus ambulanten Leistungen, Wahlleistungen sowie das Nutzungsentgelt der Ärzte spielen hingegen eine eher untergeordnete Rolle. Ebenso wie die Entgelte, die in dem Alten- und Pflegeentgelte realisiert wurden.

Das Umsatzwachstum in dem Berichtszeitraum hebt sich von der Entwicklung der stationären Fallzahlen ab. Der Grund hierfür sind insbesondere staatliche Zuschüsse zur Abfederung der Auswirkungen der Corona‑Pandemie. Darüber hinaus ist ein gestiegener Landesbasisfallwert zu berücksichtigen, der ebenfalls zur Umsatzentwicklung beigetragen hat.

Entwicklung des Gesamtaufwands

Der Gesamtaufwand der Friesland-Kliniken gGmbH ist von 140 Mio. € im Jahr 2018 um 18 % auf 165 Mio. € im Jahr 2023 angestiegen.

Einer der wesentlichen Kostenfaktoren ist der Personalaufwand. Diese ist von 77 Mio. € im Jahr 2018 um rund 26 % auf 96 Mio. € im Jahr 2023 gestiegen.

Das Wachstum des Personalaufwands ist sowohl auf die gestiegene Zahl der Vollkräfte als auch auf die höheren Tarifentgelte zurückzuführen.

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor auf den Gesamtaufwand ist der Materialaufwand, der von 2018 auf 2023 um 21 % angestiegen ist.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges haben den Materialeinsatz deutlich erhöht. Zudem mussten aufgrund von Personal-engpässen verstärkt Honorarkräfte eingesetzt werden.

Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses

Zur Ermittlung des Jahresüberschusses wird der erwirtschaftete Gesamtertrag dem Gesamtaufwand gegenübergestellt.

Der Friesland-Kliniken gGmbH ist es in den Jahren 2018 bis 2023 nicht gelungen, Gewinne zu erwirtschaften. Sowohl das Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch und das St. Johannes-Hospital haben in der Verlustzone gearbeitet.

Die Entwicklung des Jahresüberschusses wurde maßgeblich durch den Verlauf des Betriebsergebnisses beeinflusst. Da die Aufwendungen – insbesondere für Personal und Material – stärker gestiegen sind als die Umsatzerlöse, konnte die Friesland-Kliniken gGmbH in den Jahren 2018 bis 2022 keinen Betriebsgewinn erzielen.

Zudem weisen sowohl das Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch als auch das St. Johannes-Hospital im Vergleich zu anderen Kliniken leicht erhöhte Personal- und Materialaufwandsquoten auf. Potenzielle Verbesserungspotenziale im Personal- und Materialeinsatz wurden in diesem Zeitraum offenbar noch nicht vollständig ausgeschöpft. Für das Jahr 2023 zeigen eingeleitete Verbesserungsmaßnahmen offenbar erste Erfolge, was sich in der Erzielung eines Betriebsgewinns widerspiegelt.

Entwicklung der Rentabilitäten

Die Entwicklung des wirtschaftlichen Ergebnisses spiegelt sich zunächst in der betrieblichen Umsatzrendite wider. Diese Kennzahl setzt das Betriebsergebnis ins Verhältnis zum Umsatz eines Krankenhauses und dient somit als Indikator für die betriebswirtschaftliche Effizienz.

Die betriebliche Umsatzrendite der Friesland-Kliniken gGmbH war bis auf das Jahr 2023 stets negativ. Der Median betrug -3,96 % und lag damit deutlich unter dem in der Versorgungsregion erzielten Zentralwert.

Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Jahresüberschuss in Verhältnis zum Eigenkapital. Diese Kennzahl misst die Verzinsung des investierten Eigenkapitals.

Die Eigenkapitalrentabilität der Friesland-Kliniken gGmbH war stets im negativen Bereich. Der Median der Eigenkapitalverzinsung betrug -26 %. Ein Wert, der sehr deutlich unter dem Zentralwert liegt, der in der Versorgungsregion realisiert wurde.

Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenkapitals

Das wirtschaftliche Eigenkapital besteht neben dem bilanziellen Eigenkapital anteilig aus dem Sonderposten aus Zuwendungen zur Finanzierung des Sachanlagevermögens. Dieser spiegelt die öffentlichen Mittel wider, die Krankenhäusern zur Vornahme von Investitionen gewährt werden. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote ergibt sich aus dem Verhältnis des wirtschaftlichen Eigenkapitals zur Bilanzsumme.

Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote der Friesland-Kliniken gGmbH hat sich in den Jahren 2018 bis 2021 deutlich reduziert. Erst durch Einzahlungen in die Kapitalrücklage und die Erhöhung der Fördermittel, konnte die Quote in den Jahren 2022 und 2023 erhöht werden. Der Median der Eigenkapitalquote liegt bei 21 % und somit deutlich unter der Idealquote von 30 %.

Entwicklung der Liquidität

Die Zahlungsfähigkeit der Friesland-Kliniken gGmbH soll im Folgenden anhand der Liquidität 3. Grades beurteilt werden.

Die Liquidität 3. Grades hat sich in den Jahren in den Jahren 2018 bis 2021 nur leicht verändert. Für das Jahr 2022 ist ein deutlicher Einbruch zu verzeichnen. Die Sanierungsmaßnahmen des Jahres 2023 gingen mit einer Verbesserung der Liquidität einher. Der Median der Liquidität 3. Grades beträgt 123 % und liegt somit über dem Mindestwert von 100 %.

Ausblick

Der Insolvenzrisikowert misst das Risiko, dass ein Krankenhaus in den nächsten zwei Jahren in die Insolvenz geht. In die Berechnung des Insolvenzrisikowertes fließen Rendite-, Liquiditäts- und Stabilitätskennzahlen ein. Ein Risikowert unter 2 kennzeichnet eine hohe Insolvenzgefahr, eine akute Gefährdung der Einrichtung. Bei einem Score zwischen 2 und 3 ist das Krankenhaus zwar nicht akut insolvenzgefährdet, jedoch von finanziellen Schwierigkeiten bedroht. Ein Score über 3 kennzeichnet ein finanziell solides Krankenhaus.

Das Insolvenzrisiko der Friesland-Kliniken gGmbH war innerhalb des Berichtzeitraums durchgehend hoch. Die bereits begonnenen Maßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals und der Liquidität sowie zur Verbesserung der Ertragskraft müssen dringend fortgesetzt und intensiviert werden. Auch ist zu diskutieren, ob zur Sicherstellung des Versorgungsangebotes zwei Klinikstandorte erforderlich sind.

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Quellen

Friesland-Kliniken gGmbH (2018): Konzernabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2018 bis zum 31.12. 2018.

Friesland-Kliniken gGmbH (2019): Konzernabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2019 bis zum 31.12. 2019.

Friesland-Kliniken gGmbH (2020): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2020 bis zum 31.12. 2020.

Friesland-Kliniken gGmbH (2021): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2021 bis zum 31.12. 2021.

Friesland-Kliniken gGmbH (2022): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2022 bis zum 31.12. 2022.

Friesland-Kliniken gGmbH (2023): Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 01.01. 2023 bis zum 31.12. 2023.

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.) (2023): Niedersächsischer Krankenhausplan 2023.

Verfasser

Erstellt von Prof. Dr. Stefan Razik

Alle Recht beim Verfasser

Letzte Aktualisierung am 10.07. 2025

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